Brandenburger Stimmen vor Gipfel:"Hoffe mal, dass wir hier nicht verkauft werden"
von Antje Klingbeil
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Wie blicken Menschen in Deutschland auf das Treffen von Trump und Putin? In Wünsdorf in Brandenburg gibt es ein geteiltes Echo. Es ist ein Ort mit einer besonderen Geschichte.
Wünsdorf, ehemaliges Zentrum der Roten Armee in der DDR, nennt sich heute Bücherstadt Bunkerstadt. In den alten Liegenschaften gibt es mehrere Museen. (Archivbild)
Quelle: Imago
Unterwegs in Wünsdorf, einem Ortsteil von Zossen in Brandenburg. Nach 1945 war hier der größte Militärstandort der sowjetischen Armee in Europa. 1994 zogen die russischen Soldaten ab. Heute ist vieles hier verfallen. Wie blicken die Menschen auf das geplante Treffen von US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin zum Ukraine-Krieg?
Am Abend verhandeln US-Präsident Trump und Kremlchef Putin in Alaska über die Zukunft der Ukraine. Das Gipfeltreffen der Präsidenten ist weltpolitisch von hoher Bedeutung.15.08.2025 | 1:40 min
Vor dem Rathaus in Zossen herrscht reges Treiben. Markttag. Monika Schmidt ist 84 und Kriegskind. Sie wolle nicht noch einen Krieg miterleben, sagt sie zum Treffen in Alaska: "Meine Meinung ist, es kommt nichts dabei raus - der Putin ist doch so arrogant und hofft nur auf seine Rechte und nur das zählt. Und der Trump, der lässt sich doch da um den Finger wickeln. Wird das nicht so sein?" Dass die Ukraine nicht mit am Tisch sitzt, sei nicht fair.
Selenskyj gehört einfach mit dazu. Um ihn geht's ja und um sein Land und den da vollkommen ausschließen, das finde ich nicht in Ordnung.
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Monika Schmidt
Skepsis bei den Deutschen
Ein Mann, der auf Sohn und Enkel wartet, befürchtet: "Selenskyj muss sich wahrscheinlich auf Sachen einlassen, auf die er sich nicht einlassen will. Vielleicht Gebietsabtretungen." Der ukrainische Präsident müsse sich eine "Garantie geben lassen von Putin, dass der nicht in drei oder vier Jahren wieder anfängt".
Vor dem Treffen von Trump und Putin in Alaska steigen die internationalen Erwartungen. Derweil kündigt Trump bereits ein zweites Treffen an - an dem auch Selenskyj teilnehmen soll.14.08.2025 | 2:29 min
Wie skeptisch die Deutschen auf das Treffen in Alaska blicken, zeigt das jüngste ZDF-Politbarometer. Dass Trump bei diesem Treffen so weit vermitteln kann, dass es zu einer Waffenruhe zwischen Russland und der Ukraine kommt, glauben lediglich 13 Prozent der Befragten. 84 Prozent bezweifeln es.
Dass der russische Präsident Wladimir Putin Interesse an einer dauerhaften Waffenruhe hat - dieser Ansicht sind nur 14 Prozent, 82 Prozent sprechen ihm dieses Interesse ab. Dabei gibt es Unterschiede in West und Ost: Nein, sagen 85 Prozent im Westen und 67 Prozent im Osten.
Frank Hartmann erinnert sich, dass er als DDR-Bürger einst eine ganz andere Beziehung zu den Russen hatte. Als die Russen damals aus Wünsdorf abgezogen seien, habe mancher auch Mitleid mit ihnen gehabt. Dass Putin und Trump sich jetzt treffen, findet er gut, aber: "Ich glaube nicht, dass die Erwartungen gegenseitig erfüllt werden und von uns Europäern sowieso nicht - ich bin da sehr pessimistisch."
Im ZDF-Politbarometer schätzt die Mehrheit die Erfolgsaussichten des Alaska-Gipfels als sehr gering ein. 13 Prozent glauben, dass Trump eine dauerhafte Waffenruhe erreichen kann.14.08.2025 | 0:30 min
Hoffen auf ein Ergebnis
Eine junge Russin, die 2012 nach Wünsdorf gezogen ist, meint: "Ehrlich gesagt habe ich nicht so große Erwartungen, ich weiß nicht - das wird jetzt ohne die Ukraine entschieden. Ich komme selbst ursprünglich aus Russland. Das ist auch ein sehr heikles Thema für mich und ich hoffe, dass es irgendwann einmal vorbei ist."
Aber es könne nicht sein, "dass sich die ukrainischen Menschen damit abfinden müssen, dass dieses Land einfach an Russland abgegeben wird". Man könne nur das Beste hoffen, sagt sie. "Ich wünsche mir aber, dass uns dieses Treffen alle nach vorne bringt."
Zurück im Ortsteil Wünsdorf. Ein Mann, der in der Nähe wohnt, sagt: "Ich hoffe, die kommen zum Ergebnis, damit das endlich aufhört, dass deutsche Gelder in die Ukraine fließen."
Putin und Trump verhandeln in Alaska über ein mögliches Ende des Ukraine-Kriegs. In Görlitz hoffen Geflüchtete auf Frieden – bleiben aber skeptisch. Sie warnen vor faulen Kompromissen mit Moskau.15.08.2025 | 1:46 min
Museums-Chefin: Wichtig, dass der Konflikt befriedet wir
Ein paar Meter weiter leuchtet ein Schild: Bunkerführungen. Sylvia Rademacher ist Chefin des Museums und zeigt Geschichtsinteressierten die vielen Bunker und Tunnelsysteme auf dem insgesamt 30 Quadratkilometer großen Gelände.
"Ich finde das wichtig, dass was passiert, weil der Westen versucht ja zu mauern und diesen Krieg weiter fortzuführen", sagt die 59-Jährige. Der Westen müsse begreifen, "dass dieses Intervenieren nichts bringt". Es sei überfällig, dass "das Ganze befriedet werde". Man müsse die Beziehungen und die Freundschaft zu Russland aufrechterhalten.
"Viele Menschen, die hierherkommen, sagen, dass sie weiter gute Beziehungen zu Russland haben möchten. Das ist nun mal ein starker Partner und das wäre auch ein wichtiger Partner in Europa und das war's immer."
„Das Beste für die Ukraine wäre, wenn Trump sich an die fünf Punkte hält, die die Europäer bei dem Treffen am Mittwoch ausgemacht haben“ sagt der Osteuropa-Experte Gerhard Mangott.15.08.2025 | 5:14 min
Anwohner: Trump hat uns "ein bisschen übergangen"
Und der Hausmeister Harald Wolter meint: "Ich hoffe mal, dass wir hier nicht verkauft werden, also dass der Trump nicht über uns entscheiden wird. Das ist doch eine heiße Sache. In letzter Zeit hat er uns ja immer ein bisschen übergangen."
Er verscheißert ja alle bloß - der ist ja nicht mehr ernst zu nehmen.
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Harald Wolter
Was die Begegnung von US-Präsident Trump und Kremlchef Putin tatsächlich bringen wird? Die Menschen in Wünsdorf - zwischen Skepsis und Hoffnung. Am Abend beginnt der Gipfel in Alaska.
Antje Klingbeil berichtet aus dem ZDF-Landesstudio in Brandenburg.
Kurz vorm Alaska-Treffen appelliert Kanzler Merz an Putin, Lawrow kündigt eine "klare Position" an und Selenskyj hofft auf die USA. News zum Gipfel im Liveblog.