Stahlindustrie: Klingbeil will "grünen" Umbau forcieren
Klimaneutrale Stahlindustrie:SPD-Chef Klingbeil setzt auf "grünen" Stahl
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Die Stahlindustrie ist in der Krise, der von der SPD gewollte "grüne" Umbau erlebt Rückschläge. SPD-Chef Klingbeil will das nicht hinnehmen und Arbeitsplätze sichern.
Stahlproduktion benötigt sehr viel Energie. Archivbild
Quelle: dpa
Der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil setzt sich nach einem Rückschlag für den "grünen" Umbau der Stahlindustrie in Deutschland für den Erhalt der Arbeitsplätze ein. Beim Landesparteitag der SPD Brandenburg in Cottbus sagte der Finanzminister:
Wir kämpfen um jeden Industriearbeitsplatz in Deutschland. Lasst uns jetzt Lösungen finden.
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Lars Klingbeil, SPD-Vorsitzender und Bundesfinanzminister
Er rief Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) auf, dabei mitzuwirken. Hintergrund ist die Entscheidung bei ArcelorMittal, Pläne für grünen Stahl aufzugeben.
ArcelorMittal zieht sich aus der geplanten grünen Stahlproduktion zurück – "weil man an der Wirtschaftlichkeit" zweifle, so Valerie Haller an der Börse: "Ein schlechtes Zeichen."20.06.2025 | 1:23 min
Pläne für "grünen" Stahl bei ArcelorMittal auf Eis gelegt
ArcelorMittal Europe hatte am Donnerstag mitgeteilt, dass die Pläne aufgegeben würden, die Flachstahlwerke in Bremen und Eisenhüttenstadt auf eine klimaneutrale Produktion ohne Kohleverbrennung umzustellen.
Die Investitionen könnten wegen der Marktsituation und der fehlenden Wirtschaftlichkeit einer CO2-reduzierten Stahlproduktion nicht weitergeführt werden. ArcelorMittal verzichtet mit dem Projektausstieg auf 1,3 Milliarden Euro bereits genehmigte Fördermittel.
Klingbeil will Perspektive für "grünen Stahl"
"Es muss ja darum gehen, jetzt eine Perspektive für 'grünen Stahl' aufzuzeigen in Deutschland", sagte Klingbeil der Deutschen Presse-Agentur.
Wir wollen, dass Deutschland starker Industriestandort ist. Dazu gehört für die Zukunftsfähigkeit der "grüne" Stahl.
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Lars Klingbeil, SPD-Vorsitzender und Bundesfinanzminister
Nun stelle sich etwa die Frage, wie lange Förderprogramme liefen, wie sie ausgelegt seien und ob es Übergangsmöglichkeiten gebe. Als "grüner Stahl" wird die Umwandlung in klimafreundlichere Produktion bezeichnet.
Ohne Stahl keine Panzer - und ohne die steht die EU-Verteidigungsfähigkeit auf der Kippe. Deshalb hat die EU jetzt einen Aktionsplan Stahl initiiert.19.03.2025 | 1:36 min
SPD-Chef plädiert für Stahlgipfel
Klingbeil rief zu einer Art Stahlgipfel auf. "Ich bin auf die Wirtschaftsministerin zugegangen jetzt mit der Bitte, erstmal alle Akteure an einen Tisch zu holen", sagte er. "Ich will das auch gerne als Finanzminister unterstützen." Das Bundeswirtschaftsministerium hatte die Entscheidung von ArcelorMittal bedauert und darauf verwiesen, dass noch keine staatlichen Mittel geflossen seien.
Drei ähnliche Vorhaben der Hersteller Salzgitter Flachstahl, Thyssenkrupp Steel Europe und SHS (Stahl-Holding-Saar) hatten schon Förderbescheide erhalten, die Projekte werden bereits umgesetzt.
Bovenschulte: "Konkurrenzfähige Energiepreise und fairer Wettbewerb" nötig
Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) fordert schnelle Schritte zum Erhalt der Stahlwerke.
Wir dürfen die Stahlindustrie nicht verloren geben, denn wir brauchen sie auch künftig als Basis für unsere Volkswirtschaft.
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Andreas Bovenschulte, Bürgermeister von Bremen
Beim Stahlgipfel in Duisburg wurde im September 2024 darüber beraten, wie die Stahlindustrie klimaneutral werden kann.16.09.2024 | 1:23 min
Der Regierungschef des kleinsten Bundeslandes unterstützt den Vorschlag für einen Stahlgipfel. "Wir müssen jetzt schnell die Voraussetzungen für die Transformation der Stahlindustrie verbessern oder schaffen." Nötig seien schnell konkurrenzfähige Energiepreise und faire Wettbewerbsbedingungen.
Am Rande des SPD-Landesparteitags sprachen Klingbeil und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke mit dem Betriebsratsvorsitzenden von ArcelorMittal in Eisenhüttenstadt, Dirk Vogeler.
Vogeler: Grüner Umbau "nicht abgesagt"
Der SPD-Chef sagte unter Verweis auf den Betriebsrat: "Für Eisenhüttenstadt ist es gerade nicht bedrohlich, in Bremen ist es kritischer. Aber wir können uns ja jetzt nicht zurücklehnen."
Auch in Salzgitter sollen die Hochöfen sollen abgeschaltet werden: Das Ziel ist eine emissionsfreie Stahlproduktion, mit grünem Strom und Wasserstoff.05.01.2025 | 1:41 min
Die Beschäftigten sind dem Betriebsratschef zufolge in Sorge um Arbeitsplätze. Rund 2.700 Menschen arbeiten derzeit im Werk in Eisenhüttenstadt. Vogeler sieht die Stahlbranche in der Krise:
Alle in der Stahlindustrie halten die Luft an und schauen, wer der Erste ist, der ertrinkt.
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Dirk Vogeler, Betriebsratsvorsitzende ArcelorMittal in Eisenhüttenstadt
Die Entscheidung der Konzernspitze kann er nachvollziehen. Das Projekt hätte nicht funktioniert, sagte Vogeler. Der Umbau zum "grünen" Stahl sei aber nicht abgesagt. "Wir müssen einen anderen Weg finden und eine andere Zeitschiene." Die Bundesregierung müsse aktiv werden, damit die deutsche Stahlindustrie überleben könne.