"Markus Lanz": Hofreiter lobt Merz nach Treffen mit Trump

Kanzler Merz bei Donald Trump:Hofreiter: "Situation vernünftig gemeistert"

von Bernd Bachran
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Anton Hofreiter (Grüne) lobte Friedrich Merz für seinen Auftritt im Oval Office. Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) verfolgte das "Oval Office Theater" auf Fox News.

Markus Lanz vom 5. Juni 2025: Markus Lanz, Anton Hofreiter, Karl-Theodor zu Guttenberg, Carthryn Clüver-Ashbrook, Hans-Werner Sinn und Schalte: Michael Bröcker
Sehen Sie hier die Sendung "Markus Lanz" vom 5. Juni 2025 in voller Länge.05.06.2025 | 76:20 min
Dem ersten persönlichen Treffen zwischen Bundeskanzler Friedrich Merz und US-Präsident Donald Trump wurde mit großen Erwartungen, aber noch größeren Befürchtungen entgegengeblickt.
Umso überraschender verlief das Gespräch im Weißen Haus in bemerkenswert harmonischer Atmosphäre.
US-Präsident Trump empfängt Bundeskanzler Merz
US-Präsident Trump hat Kanzler Merz im Oval Office empfangen. Beim Antrittsbesuch des Bundeskanzlers finden beide viel Lob füreinander. Ein Eklat bleibt aus.06.06.2025 | 2:30 min

Hofreiter gibt sich erleichtert

Der Vorsitzende des Europaausschusses im Bundestag, Anton Hofreiter (Grüne), zeigte sich bei "Markus Lanz" erleichtert.

Erst mal, glaube ich, sind ganz viele erleichtert, dass es nicht zum Eklat gekommen ist.

Anton Hofreiter, Grünen-Politiker

Viel Falsches konnte der Bundeskanzler allerdings kaum sagen - bei einem 40-minütigen Gespräch kam Friedrich Merz lediglich rund 230 Sekunden selbst zu Wort.
Schaltgespräch zwischen Slomka und Merz
"Ich habe erwartet, dass wir uns gut verstehen und es ist genau so eingetroffen", so Bundeskanzler Merz über den Besuch bei Trump. Man habe sehr intensiv über Themen gesprochen.05.06.2025 | 9:36 min

Bröcker: "Danger Zone Washingtons"

Live aus Washington zugeschaltet war Michael Bröcker, Chefredakteur von "Table.Media", der den Bundeskanzler im Regierungsflieger zum Staatsbesuch in die USA begleitet hatte. Auch er berichtete von spürbarer Erleichterung innerhalb der deutschen Delegation.

Amerikanische Journalisten nennen inzwischen das Oval Office die "Danger Zone Washingtons", weil dort manche Staatschefs wirklich gedemütigt werden.

Michael Bröcker, Journalist

Bröcker sprach davon, dass die Losung in der deutschen Delegation und bei Friedrich Merz eindeutig gewesen sei: "Lieber nichts sagen, als sich ständig rechtfertigen zu müssen oder beschimpft zu werden."
US-Korrespondent Elmar Theveßen bei ZDFheute live.
ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen über das Gespräch zwischen US-Präsident Trump und Bundeskanzler Merz.05.06.2025 | 16:53 min

Guttenberg verfolgte das Gespräch auf Fox News

Der ehemalige Verteidigungs- und Wirtschaftsminister, Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), der nach seinem Rückzug aus der Politik zehn Jahre in den USA lebte, verfolgte das Gespräch von Trump und Merz unter besonderen Umständen.

Ich habe mir dieses "Oval Office Theater" auf Fox News angeschaut, weil mich interessiert hat, wie die das kommentieren.

Karl-Theodor zu Guttenberg, ehemaliger Verteidigungs- und Wirtschaftsminister

Die Erkenntnis von Guttenberg war bemerkenswert. Er sprach davon, dass die Fox-News-Moderatorin das Gespräch in drei Punkten zusammenfasste: Das Verhältnis der USA zu China, das Verhältnis von Trump zu Elon Musk, und - Ägypten. Das Treffen mit Friedrich Merz oder das Verhältnis zu Deutschland sei in Amerika momentan kein Thema.
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Es sei bemerkenswert, dass sich die US-Außen- und Verteidigungsminister nicht in das Gespräch zwischen Trump und Merz einmischten, sagt Politikwissenschaftlerin Laura von Daniels. 05.06.2025 | 3:15 min

Hofreiter lobt Merz

Anton Hofreiter erklärte, die Strategie von Merz, Trump größtenteils reden zu lassen, sei die richtige gewesen. Beim Thema Ukraine konnte Merz jedoch, nach Meinung Hofreiters, einen eigenen Punkt machen.
Trump bekräftigte zwar die US-Unterstützung für die Ukraine, zeigte sich jedoch skeptisch gegenüber weiteren Sanktionen gegen Russland. Kanzler Merz betonte hingegen, dass Deutschland die Ukraine weiterhin unterstütze und mehr Druck auf Russland ausgeübt werden müsse. Er bezeichnete Trump als "Schlüsselfigur" für eine Friedenslösung.
Verwundert fragte Markus Lanz, ob Anton Hofreiter jetzt Friedrich Merz lobte. Darauf der Grüne: "Doch, ich lobe ihn. Warum sollte ich das nicht machen? Das war eine sehr schwierige Situation, er hat sie vernünftig gemeistert."
Anton Hofreiter betonte, dass er grundsätzlich nichts davon halte, lobenswerte Maßnahmen reflexartig zu verdammen, nur, weil es von einem politischen Gegner kommt.

Ich käme mir vor wie Söder, der macht das ja immer reflexhaft.

Anton Hofreiter, Grünen-Politiker

Hofreiter sah die öffentliche Harmonie zwischen Bundeskanzler Merz und dem US-Präsidenten Trump jedoch auch skeptisch.
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Beim Antrittsbesuch in Washington haben sich Bundeskanzler Merz und US-Präsident Trump erstmals persönlich ausgetauscht. Wulf Schmiese berichtet über die Atmosphäre vor Ort.05.06.2025 | 2:18 min

Hofreiter bezeichnet Trump als "legendär erratisch"

"Ob das morgen noch Bestand hat, oder ob in zwei Wochen wieder das Gegenteil gilt - das weiß keiner. Der Mensch ist legendär erratisch. Deshalb, glaube ich, kann man sagen: Es ist jetzt gut gegangen. Aber das bedeutet wenig - vielleicht einfach nur einen Zeitgewinn."
Für Karl-Theodor zu Guttenberg war das Treffen "aus atmosphärischer Sicht sicherlich ein gelungenes Treffen". Er äußerte Anerkennung dafür, dass "Friedrich Merz sich dann auch nicht genötigt fühlte, dazwischen zu reden, sondern er ließ ihn einfach plappern".
05.06.2025, USA, Washington: US-Präsident Donald Trump und Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) nehmen an einem Treffen im Oval Office des Weißen Hauses teil
Bundeskanzler Merz ist zum Antrittsbesuch nach Washington gereist, um US-Präsident Trump zu treffen. Trotz vieler Meinungsverschiedenheiten ist der Besuch offenbar ein Erfolg.05.06.2025 | 2:47 min

"Interessante Chemie" zwischen Merz und Trump

Guttenberg stellte auch klar, dass dieses "Oval Office Theater" grundsätzlich an das amerikanische Volk gerichtet war, aber empfand auch: "Für uns waren diese vier Minuten gut und für uns waren auch diese 45 Minuten gut."
Zwischen Merz und Trump erkannte Guttenberg "eine ganz interessante Chemie".

Insgesamt muss man sagen, der amerikanische Präsident hat offensichtlich mal ausnahmsweise gut geschlafen.

Karl-Theodor zu Guttenberg, ehemaliger Verteidigungs- und Wirtschaftsminister

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