"maybrit illner": Wirtschaftsweise hofft auf massiven Reformdruck

Schnitzer für massive Reformen:Wirtschaftsweise für höheres Renten-Eintrittsalter

von Florence-Anne Kälble
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Monika Schnitzer spricht bei "maybrit illner" von einem "Hallo-wach-Moment" für die Regierung und hofft auf einen Reformdruck. Jetzt müsse gehandelt werden - auch bei der Rente.

von links.: Robin Alexander, Verena Hubertz, Maybrit Illner, Thorsten Frei, Monika Schnitzer
Zu Gast bei Maybrit Illner sind Kanzleramtschef Thorsten Frei (CDU), Bundesbauministerin Verena Hubertz (SPD), die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer und der Journalist Robin Alexander.24.07.2025 | 63:42 min
Die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer hofft angesichts des großen Reformdrucks im Land, dass die Regierungsparteien CDU, CSU und SPD wichtige Vorhaben schnell in Angriff nehmen. In der ZDF-Sendung "maybrit illner" sagte die Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung am Donnerstag:

Ich würde denken, jetzt ist der Druck so groß, jetzt müsste die Wahrheit so stark einem entgegenleuchten, dass man sagt: Okay, jetzt gestehen wir uns ein, da muss was passieren.

Monika Schnitzer, Wirtschaftsweise

Das sei in den zwölf Jahren Großer Koalition vor der Ampel nicht so gewesen. Ein "Hallo-wach-Moment" sei schon die Reform der Schuldenbremse gewesen.

Schnitzer plädiert für Anhebung des Rentenalters

Man habe gesehen, dass "Geld ins Schaufenster" gestellt und eine Stimmung erzeugt wurde, die Unternehmen befähige, ihre Kapazitäten aufzubauen. Entscheidend sei jetzt aber, wie das zur Verfügung stehende Geld ausgegeben werde. Die geplante Agrardieselsubvention etwa werde kein Wachstum erzeugen, kritisierte Schnitzer. Die Mittel müssten in Infrastruktur, Forschung und Entwicklung fließen.
Die Wirtschaftsweise plädierte zugleich für ein Heraufsetzen des Renteneintrittsalters. Zudem müsse dafür gesorgt werden, dass die Rentenanstiege begrenzt werden. Dafür sei keine Kommission nötig. Die entsprechenden Reformvorschläge lägen auf dem Tisch, seien allerdings im Koalitionsvertrag ausgeklammert worden.
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Das Wirtschaftsforschungsinstitut DIW hat vorgeschlagen, dass wohlhabendere Rentner eine Solidaritätsabgabe für ärmere Rentner leisten sollten - um die Rente insgesamt zu stabilisieren.17.07.2025 | 2:35 min

Frei: Arbeiten die Dinge Stück für Stück ab

Kanzleramtschef Thorsten Frei (CDU) betonte, dass die Umsetzung einiger Reformvorhaben beginnen werde, bevor die entsprechenden Kommissionen zur Mitte der Legislaturperiode Ergebnisse vorlegen werden. So kämen am 6. August unter anderem mit dem Betriebsrentenstärkungsgesetz schon die ersten Rentengesetze, Frühstart- und Aktivrente folgten im Herbst. Er pflichtete Schnitzer bei, dass hierfür keine Kommission nötig sei.
Zudem müssten einige Kommissionen schon zum Ende des Jahres Reformvorschläge unterbreiten. Dazu gehörten jene, die sich mit Reformen zur Schuldenbremse und zum Sozialstaat beschäftigen. "Wir arbeiten die Dinge Stück für Stück ab", so der Kanzleramtschef. Ziel sei es insgesamt, bei der Sozialabgabenbelastung wieder in Richtung 40 Prozent zu gehen.

Bauministerin: Zeit für große Strukturreformen

"Wir müssen uns große Reformen zutrauen bei der Rente", pflichtete auch die Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, Verena Hubertz (SPD) bei. Gut 100 Milliarden gebe die Regierung für die Generationengerechtigkeit bei der Rente aus, fügte sie hinzu. Die Koalition sei angetreten, um das Land auf Vordermann zu bringen und zukunftsfähig zu machen. Es sei an der Zeit für große Strukturreformen.
Sie erklärte, um die Rente zukunftsfit zu gestalten, müsse man dafür sorgen, dass das Geld arbeite.

Wir müssen bei der Rente an sich alles auf den Tisch legen und eben auch den Kapitalmarkt bedienen.

Verena Hubertz, SPD

Grundsätzlich nutze die Schwarz-Rot aktuell massiv Mittel, um alle Bereiche anzukurbeln, fügte Hubertz hinzu. Sie plädierte dafür, mutige Schritte zu leben, unabhängig davon wie die Lösung aussehe; Hauptsache man habe eine Lösung gefunden.
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"Welt"-Chefredakteur: Mit Wachstum geht alles leichter

Robin Alexander, stellvertretender Chefredakteur der "Welt", betonte, dass mit Wachstum alles leichter gehe. Auch die dringend benötigten Strukturreformen. Alexander gab zu bedenken, ob die SPD hier mitziehen werde.
"In Bärbel Bas Rede kamen die Reformen nicht vor und Kanzler Friedrich Merz erklärt, er wolle erstmal besprechen, wie weit man gehen werde". Da müsse man sich doch ein wenig Sorgen machen, so der Journalist weiter. Trotz schlechter Umfragewerte beider Parteien, ist Alexander sich sicher, dass Union und SPD sich hier herausarbeiten könnten. "Das Momentum dafür ist da", konstatierte er.
Selbst Menschen, die kein Fan von Merz seien, würden aktuell Daumen drücken, dass "mal wieder etwas klappt". Alexander verwies darauf, dass auch die Ampel-Koalition in Krisenzeiten ihre besten Momente hatte: "Bislang waren alle Konflikte bei Schwarz-Rot selbstgemacht, aber auch daraus können Kräfte entstehen und Dinge bewegt werden."

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