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Kinderschutz im Netz:Social Media für Unter-16-Jährige verbieten?
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Gewalt, Grooming, Extremismus: Jugendliche sind auf Social Media vielen Gefahren ausgesetzt. Viele fordern deshalb ein Mindestalter. Die Meinungen gehen allerdings auseinander.
Ein 13-Jähriger, von einem Pädokriminellen über Social Media in den Tod getrieben: Der jüngst bekannt gewordene "White Tiger"-Fall zeigt einen besonders drastischen Fall von "Cybergrooming". Das Phänomen der Anbahnung von sexuellen Kontakten mit Minderjährigen über das Internet hat zugenommen.
Es ist nicht die einzige Gefahr, der Kinder und Jugendliche bei TikTok oder Chats in Online-Games ausgesetzt sind. Sie begegnen Gewalt, Pornografie und Extremismus - meist ohne Begleitung von Erwachsenen. Die Forderung "Mindestalter 16 für Social Media" findet daher jetzt zunehmend politische Unterstützung.
Altersgrenze für Social Media auch Thema im Bundestag
Nach australischem Vorbild hat die CDU in Schleswig-Holstein einen Antrag zur Altersbeschränkung beschlossen. Im Bund finden sich ebenfalls Befürworter: "Wir lassen unsere Kinder doch auch nicht ins Bordell oder in den Schnapsladen," sagt Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU).
Auch Justizministerin Stefanie Hubig (SPD) zeigt sich aufgeschlossen. Besorgte Eltern sammeln Unterschriften, eine Online-Petition für die "Altersgrenze 16 Jahre" haben inzwischen mehr als 100.000 Menschen unterzeichnet. Und der Bundestag wird sich demnächst in einer Anhörung mit dem Thema beschäftigen.
Social-Media-Verbot: Kritik kommt vom Lehrerverband
Aber es gibt auch Kritik an einem radikalen Verbot. Der Deutsche Lehrerverband lehnt eine Altersbeschränkung ab. Verbandspräsident Stefan Düll sagt:
Eine gesetzliche Altersgrenze für soziale Medien klingt verlockend, ist aber weder realistischerweise umsetzbar noch sinnvoll.
Stefan Düll, Deutscher Lehrerverband
Vielmehr müssten Kinder und Jugendliche lernen, sich verantwortungsvoll und sicher in der digitalen Welt zu bewegen. Mehr Medienkompetenz ist nötig, darin sind sich Befürworter und Gegner einer Altersgrenze zumindest einig.
Ein komplettes Social-Media-Verbot für Unter-16-Jährige widerspreche auch der UN-Kinderrechtskonvention, argumentiert Jutta Croll, Vorstandsvorsitzende der Stiftung Digitale Chancen:
Jugendliche tauschen sich heute über digitale Medien aus, sie informieren sich, sie äußern ihre Meinung
Jutta Croll, Stiftung Digitale Chancen
Diese Teilhaberechte müssten mit dem Schutz gleichrangig in Verbindung gebracht werden.
Schwarz-Rot will verpflichtende Altersverifikation
Im Koalitionsvertrag hat sich Schwarz-Rot verpflichtet, sich für eine verpflichtende Altersverifikation einzusetzen. Jetzt appelliert der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Hendrik Streeck (CDU) an die Anbieter, die bestehende Mindestaltersgrenze auch wirksam zu kontrollieren. Nur dürften die sich von Appellen allein nicht beeindrucken lassen.
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