Nisthilfen: Nistplätze für heimische Vögel schaffen

Bau von Nistplätzen:Warum heimische Vögel in Wohnungsnot geraten

Christine Elsner
von Christine Elsner
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Die Balzzeit der Vögel hat begonnen, der Nestbau steht unmittelbar bevor. Doch einigen Arten fehlen geeignete Brutplätze. Denn ihr natürlicher Lebensraum wird zunehmend zerstört.

Ein Haussperling ( Passer domesticus ), auch Spatz oder Hausspatz genannt, sitzt auf einem Ast.

Arten wie der Haussperling - auch Spatz genannt - haben immer öfter Schwierigkeiten, ausreichende geeignete Möglichkeiten zur Brut zu finden.

Quelle: imago/STAR-MEDIA

Die Tage werden länger, die Temperaturen steigen und in der Vogelwelt herrscht rege Partnersuche. Und um den Nachwuchs groß zu ziehen, brauchen die Tiere schnellstmöglich ein neues Nest. Doch die Suche danach ist immer häufiger vergeblich.

Die Ornithologin Angelika Nelson vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz Bayern (LBV) stellt fest:

Nistplätze sind rar, da geeignete Hecken und Sträucher heimischer Pflanzen in vielen Gärten fehlen.

Angelika Nelson, Ornithologin

Ebenso mangele es an alten Bäumen oder Totholz, in dem Höhlen und Spalten durch Spechte oder durch die Zersetzung des Holzes entstehen, so Nelson weiter.

Heimische Vögel vom Aussterben bedroht

Nach Angaben des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie in Radolfzell sind über die Hälfte der 259 dauerhaft in Deutschland brütenden Vogelarten gefährdet. 14 von ihnen sind bislang ausgestorben, sechs weitere werden voraussichtlich in der nächsten Roten Liste als 'nicht mehr vorkommend' aufgelistet.

Es droht ein Aussterben von Brutvogelarten in bislang unbekanntem Ausmaß. Wissenschaftler und Vogelschützer fordern deswegen einen nationalen Rettungsplan.

Ein Mosaik aus krummen und geraden Knicken zwischen Äckern und Grünland unten mit frisch geschnittenem Gras, Luftbild

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20.11.2023 | 6:42 min

Ursachen für Wohnungsmangel bei Vögeln

Die intensive landwirtschaftliche Nutzung erschwert den Bau von Nistplätzen. Auf den offenen Flächen fehlen ausreichend Sträucher und Hecken. Zudem werden alte Gemäuer mit Ritzen und Nischen immer seltener. Im Zuge des Baubooms entstehen kompakte Betongebäude mit modernen Dachkonstruktionen.

An Gebäuden finden Vögel wie Haussperling oder Hausrotschwanz nur wenige ungestörte Ecken zum Brüten.

Angelika Nelson, Landesbund für Vogel- und Naturschutz e. V.

Und auch die wegen der Energiewende geforderte energetische Gebäudesanierung hat Folgen für die Brutquartiere. So verschwinden etwa Nischen in Fassaden, Fenstersimsen, Dachfirsten und Mauerverblendungen. Funktionelle Ersatzmaßnahmen werden seitens der Naturschutzbehörden nur selten angeordnet. Dabei stellt es einen klaren Verstoß gegen deutsche und europäische Naturschutzgesetze dar, wenn Ruhe- und Fortpflanzungsstätten beeinträchtigt oder zerstört werden.

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Wie den Vögeln geholfen werden kann

"Wenn Vögel keine Nistplätze finden, verlassen sie den Lebensraum und suchen nach Alternativen", merkt Nelson vom LBV an. So ist beispielsweise das Anlegen von Hecken und Sträuchern - bestehend aus heimischen Pflanzenarten - eine wichtige Maßnahme. Darin könnten Amseln, Rotkehlchen und Zaunkönige ihr Nest bauen und ihre Jungen aufziehen.

Tipps für Nistkästen



Zudem ist das Anbringen von Nistkästen an Hauswänden, in Baumkronen und an Baumstämmen eine notwendige Maßnahme, um dem Bestandsrückgang entgegenzuwirken. Eine Art "Ersatzwohnung" also. Im Bundesamt für Naturschutz (BfN) weiß man um deren Wirkung:

Ein gutes Beispiel hierfür ist der Steinkauz, dessen Bestände in weiten Teilen Deutschlands wieder zugenommen haben, weil im Rahmen eines intensiven Schutzprogramms viele künstliche Nisthöhlen angebracht wurden.

Sabine Riewenherm, Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz

Mehr naturnahe Bereiche einrichten, weniger Versiegelung: Diese Schritte sind notwendig, um einem stummen Frühling entgegenzuwirken.

Christine Elsner ist Redakteurin der ZDF-Sendung "Volle Kanne - Service täglich".

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Der Artikel wurde erstmals am 18.3.2023 publiziert und am 28.3.2025 aktualisiert.

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