Welcher der Studiengänge in Deutschland passt zu mir?
Studieren in Deutschland:Schritt für Schritt zum passenden Studium
von Julia Ludolf
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Mathe, Jura, Kunstgeschichte - die Auswahl ist riesig. Wie findet man heraus, welcher Studiengang zu einem passt? Mit diesen Tipps treffen Abiturienten die richtige Entscheidung.
Immer mehr Menschen im Ruhestand entscheiden sich für ein Studium. Doch was bewegt jemanden, nach dem Berufsleben noch einmal im Hörsaal Platz zu nehmen?12.06.2025 | 3:20 min
Endlich das Abi in der Tasche! Aber wie geht es weiter? Viele junge Erwachsene sind mit der Auswahl an Studiengängen überfordert. Kein Wunder: Im Wintersemester 2024/2025 boten die deutschen Hochschulen insgesamt 22.143 Studiengänge an.
Beate Lipps, Vorstandsvorsitzende der Gesellschaft für Information, Beratung und Therapie an Hochschulen e. V. (GIBeT), erklärt, wie Abiturienten die richtige Entscheidung treffen. Und sie hat Tipps für diejenigen, die bereits studieren, aber der Überzeugung sind, sich falsch entschieden zu haben.
Für wen ist ein Studium das Richtige?
"Ein Studium bietet sich an, wenn man sich besonders für einen bestimmten Themenbereich interessiert oder einen konkreten Berufswunsch hat, der an ein Studium geknüpft ist", sagt Beate Lipps.
Zudem sei ein Studium für jeden ideal, der sich gerne in ein Thema vertieft. Bei einer Berufsausbildung hingegen stünden mehr konkrete, praktische Aufgaben im Vordergrund, ohne diese wissenschaftlich zu analysieren, so die Expertin.
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Fächer eingrenzen
Beate Lipps empfiehlt für die Wahl des Studiengangs ein schrittweises Vorgehen. "Als Erstes sollte man überlegen, welche Bereiche infrage kommen." Typische Entscheidungsfragen seien etwa: "Möchte ich etwas mit oder ohne Zahlen machen?", "Möchte ich etwas machen, bei dem es um Menschen geht?" oder: "Was fasziniert mich so sehr, dass ich darüber die Zeit vergesse?".
Im nächsten Schritt komme dann der genaue Blick auf die Studienfächer des passenden Bereichs.
Eine weitere Entscheidungshilfe bieten Studienwahltests und Fragebögen. Dabei werden persönliche Interessen mit den Anforderungen der Studiengänge abgeglichen. Zur Auswahl stehen etwa die Tests Check-U und was-studiere-ich.de.
Zusätzlich kann es helfen, Datenbanken zur Übersicht über Studienfelder wie studienwahl.de zu durchforsten.
Einen guten Überblick über die einzelnen Studiengänge findet man etwa auf hochschulkompass.de.
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Hochschulen kennenlernen
Mindestens genauso wichtig sei es, konkrete Erfahrungen vor Ort zu machen, so die Studienberaterin. So könnten Interessierte sehen, wie viele Leute im Hörsaal sitzen, wie die Interaktion zwischen Studierenden und Dozenten abläuft und ob die Themen wirklich so spannend sind.
"Zu diesem Zweck bieten Hochschulen eine Fülle an Informationsveranstaltungen, Schnuppertagen und Tage der offenen Tür an", betont Beate Lipps.
Realisierbarkeit prüfen
Schließlich ist die Wahl des Studiums auch eine Frage der Realisierbarkeit. "Wer einen Abitur-Durchschnitt von 3,5 hat und ein Fach studieren möchte, das bundesweit zulassungsbeschränkt ist und bei NC-Werten im Einser-Bereich landet, braucht eine Alternative", weiß Lipps.
Einige Studiengänge werden nur an privaten Hochschulen angeboten und sind mit hohen Studiengebühren verbunden.
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Rechtzeitig informieren
"Viele Abiturienten fangen zu spät mit dem Orientierungsprozess an", berichtet Beate Lipps.
An Gymnasien mit G9 sollten Schüler sich laut Lipps idealerweise bereits in Klasse 11 einen Überblick verschaffen, in Klasse 12 Informationen und Erfahrungen sammeln, etwa durch einen Besuch der Schnuppertage an den Unis, und in Klasse 13 nur noch die endgültige Entscheidung treffen.
Auf das Bauchgefühl hören
Wichtig sei es auch, gut auf das eigene Bauchgefühl zu hören. "Viele Studierende, die später den Studiengang wechseln, haben sich zunächst für ein Fach entschieden, das Dritte ihnen ans Herz gelegt haben", sagt Lipps.
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Studieninhalte durchlesen
Außerdem sollten Interessierte sich gründlich über die Inhalte eines Studiums informieren. "Mathe und Statistik spielen zum Beispiel nicht nur in naturwissenschaftlichen Fächern eine Rolle, sondern auch in den Sozialwissenschaften", gibt Beate Lipps zu bedenken.
So könne man sichergehen, dass man nicht im Hörsaal sitzt und denkt: "Aber Mathe war doch mein Hassfach".
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Das falsche Studium - und jetzt?
Die ersten ein bis zwei Semester werden als Orientierungsphase betrachtet. Auch im Hinblick auf BAföG verliert man in dieser Zeit nicht seinen Förderungsanspruch.
Ein Studiengangwechsel zerstört nicht den Lebenslauf.
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Beate Lipps, Studienberaterin, GIBeT e. V.
Gerade bei Fächerkombinationen seien Anpassungen leicht möglich. Schließlich sei jede Entscheidung vorläufig und könne noch mal revidiert werden, so Lipps.
Ein weiterer Tipp von Studienberaterin Beate Lipps: Eine Münze zu werfen, kann einen Anhaltspunkt für eine Entscheidung liefern - in beide Richtungen. Wenn die Münze die Entscheidung getroffen hat und das Gefühl sagt: "Das mache ich jetzt", ist alles prima. Wenn das Bauchgefühl allerdings sagt: "Auf keinen Fall", ist man seiner Entscheidung auch ein Stück nähergekommen.
Julia Ludolf ist Redakteurin der ZDF-Sendung "Volle Kanne - Service täglich"
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