Porsche hat ein Problem - Dax-Rauswurf und Aktieneinbruch

Analyse

Dax-Rauswurf, Aktie auf Talfahrt:Porsche hat ein Problem

Sina Mainitz zugeschaltet aus der Frankfurter Börse
von Sina Mainitz
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Porsche muss den Dax verlassen. Hinzu kommt, dass die Stuttgarter zum dritten Mal in diesem Jahr ihre Gewinnprognose gesenkt haben. Der Sportwagen-Bauer steckt in der Misere.

Logo der Firma Porsche am Stand der Firma auf der IAA Mobility 2025 in München am 09.09.2025

Die drastische Senkung der Gewinnprognose lässt die Aktien des Sportwagenbauers Porsche AG so stark einbrechen wie noch nie zuvor. (Symbolbild)

Quelle: Sven Simon

Fast auf den Tag genau drei Jahre nach dem Börsengang muss Porsche aus der A-Liga deutscher Unternehmen, dem Dax, in den MDax für mittelgroße Unternehmen wechseln. Nur die Porsche SE Holding darf in der Königsklasse bleiben.

Auch ist die Gewinnprognose erneut gesenkt worden und das hat Folgen: Die Aktien des Sportwagenbauers Porsche AG brechen so stark ein wie nie zuvor. Die Talfahrt geht weiter und die Papiere rauschen in der Spitze um mehr als neun Prozent nach unten.

Schaltgespräch Gause mit Neuhann

Vor zwei Jahren noch ein Renditerekord, jetzt der Kurssturz des Autoherstellers Porsche. Unter anderem die Folgen eines Strategiewechsels, so ZDF-Wirtschaftsexperte Florian Neuhann.

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In diesem Jahr hat die Porsche AG damit fast ein Drittel an Wert verloren. Die Aktien der Muttergesellschaft Volkswagen büßen mehr als acht Prozent ein. Die Titel der Holdinggesellschaft Porsche SE, Volkswagens größter Aktionär, verbilligen sich um gut neun Prozent.

Ein Volkswagen Logo

VW meldete im Sommer deutlich weniger Gewinn, unter anderem wegen schwacher Porsche-Zahlen und US-Zöllen. Der Konzern plant direkte Verhandlungen mit den USA und neue Investitionen.

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Porsches Gewinnprognose schmilzt dahin

Ein weiterer, herber Schlag für die Stuttgarter, wollen sie doch Autos der Luxusklasse bauen und nicht Mittelklasse sein. Das kratzt am Ego und am Image von Porsche. Und auch internationale Investoren legen sich lieber Werte aus dem Dax als aus dem MDax ins Depot. Zufrieden können die Zuffenhausener nicht sein. Denn auch die Gewinnprognose schmilzt dahin. Die Rendite liegt nicht mehr bei 20, sondern bei rund zwei Prozent.

Zahl der E-Autos stagniert

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Oliver Blume, CEO von Porsche und Volkswagen, rudert in seiner Doppel-Chef-Rolle bei Porsche nun zurück. Statt die E-Mobilität voranzutreiben, kommt die Rückkehr zum Rennwagen mit Auspuff und Ruß. In den nächsten Jahren soll wieder vermehrt auf den Verbrenner gesetzt werden. Das kostet Porsche Milliarden. Die Strategie, sich fast vollständig auf die E-Mobilität zu stützen, kommt nicht an. Jürgen Pieper, Autoanalyst, erklärt:

Dieses hü und hott bei Porsche ist schon erstaunlich. Das hätte man wissen können und die Kunden befragen müssen.

Jürgen Pieper, Autoanalyst

"Die deutschen Autohersteller sind immer noch viel zu abgehoben und überheblich. Wenn man vor Jahren 20 Porsche-Kunden befragt hätte, hätten 18 von ihnen gesagt, ihr seid verrückt, nur auf die E-Autos zu setzen", so Pieper.

Eine Hand poliert mit einem Tuch ein Logo eines BMW-Fahrzeugs auf der Auto-Messe IAA.

Die deutschen Autohersteller stecken tief in der Krise. In den letzten Jahren haben sie massive Gewinneinbrüche erlitten und Marktanteile verloren.

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Märkte in China und USA brechen weg

Genau davon rückt Porsche nun wieder ab. Porsche-Kund*innen sind in Deutschland durchschnittlich über 60 Jahre alt. In dieser Altersklasse tut man sich schwerer mit der neuen Technologie. Ganz abgesehen davon, dass die Hauptabsatzmärkte China und USA vermehrt wegbrechen.

In China kaufen die Chinesen nun oft ihre eigenen Luxuskarossen "made in China", in den USA muss jeder einzelne Porsche importiert werden. Durch die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump ein Milliardenverlust, den Porsche noch nicht durch höhere Fahrzeugpreise angepasst hat.

Porsche und VW vor unterschiedlichen Problemen

Oliver Blume muss nun zwei Autokonzerne aus der Krise holen. Doch beide stehen vor unterschiedlichen Problemen. Denn der Porsche-Kunde ist anders als der von VW. Der Wiederverkaufswert eines E-Porsche ist erheblich geringer als der eines Verbrenners. Porsche rangiert eher in der Luxusgüter-Branche. Ein Auto soll dem Kunden Spaß machen, einen Sound abgeben, wenn man beschleunigt und vielleicht weitervererbt werden.

Die Logos der Marken VW, Porsche und Audi auf den jeweilligen Autos.

Der Gewinn des Autobauers VW ist um ein Drittel gesunken. Bei ZDFheute live erklärt Prof. Helena Wisbert, wie es um den Konzern wirklich steht.

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Wer eine Luxusuhr will, greift eher zu einer namhaften Marke, bei der die Uhrzeit analog angezeigt wird, als zur Smartwatch. So verhält es sich wohl auch bei den Stuttgartern. Ein bisschen mehr das Ohr an den Bedürfnissen des Marktes zu haben, hätte vielleicht geholfen.

Pieper meint: "Die Flotte innerhalb von acht bis zehn Jahren komplett umstellen zu wollen, war zu ehrgeizig. Vielleicht hätte ein E-Modell erstmal gereicht."

VW und Porsche stehen schlechter da als die anderen deutschen Autobauer. Es erinnert gerade manches an die Porsche-Krise von vor rund 20 Jahren.

Jürgen Pieper, Autoanalyst

Porsche weit weg von einstiger Strahlkraft

Damals kam dann Wendelin Wiedeking - und wollte ehrgeizig als Porsche CEO den großen Volkswagen-Konzern kaufen. Das Vorhaben "David gegen Goliath" scheiterte 2009, der Rest ist Geschichte. Das Rad dreht sich weiter.

ZDF-Wirtschaftsexperte Florian Neuhann

Die Lage für die deutsche Autoindustrie sei noch nie so drastisch gewesen, sagt ZDF-Wirtschaftsexperte Florian Neuhann. Bei der E-Mobilität seien deutsche Marken hinterher.

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Doch Porsche darf nicht unter die Räder kommen. Erst am Freitag hatte der Autobauer seine Gewinnprognose gesenkt. Die Markteinführung einiger vollelektrischer Modelle verzögert sich. Aufgrund dessen erwartet Porsche nun, dass seine Gewinnmarge dieses Jahr bei maximal zwei Prozent liegt. Zuvor war von fünf bis sieben Prozent ausgegangen worden.

Eine Hiobsbotschaft jagt die nächste. In den kommenden Jahren sollen rund ums Stammwerk 1.900 Stellen gestrichen werden. Von der einstigen Strahlkraft bei Porsche sind die Stuttgarter derzeit weit entfernt.

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