Australien: Erin Patterson für Giftpilz-Mord verurteilt

Schwiegereltern umgebracht:Giftpilz-Mord: Erin Patterson in Australien verurteilt

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In einem spektakulären Giftpilz-Prozess in Australien ist das Urteil gefallen: Erin Patterson vergiftete drei Menschen beim Lunch. Nun droht ihr eine lebenslange Haft.

Außenaufnahme des Hauses im australischen Leongatha am 01.07.2025, in dem Erin Patterson im Juli 2023 vier mit giftigen Pilzen versetzte Beef Wellington serviert haben soll und damit drei Menschen tötete.
In diesem Haus in Leongatha, nahe Melbourne, soll die Australierin Erin Patterson drei Menschen mit Giftpilzen umgebracht haben.
Quelle: dpa

Fast zwei Jahre nach dem Giftpilz-Tod von drei Menschen in Australien ist die wegen Mordes angeklagte Erin Patterson von der Jury schuldig gesprochen worden. Die 50-Jährige soll ihre Opfer im Juli 2023 mit einem Pilzgericht vergiftet haben.
Die Geschworenen kamen nach sechstägigen Beratungen zu einem einstimmigen Urteil, berichtete der Sender ABC. Nach Angaben des Gerichts wurde Patterson in allen Anklagepunkten - dreifacher Mord und versuchter Mord an einer weiteren Person - für schuldig befunden. Das Strafmaß muss nun noch vom Richter festgelegt werden. Ihr droht eine lebenslange Haft.

Giftpilze ins "Beef Wellington" gemischt

Die Australierin aus dem Örtchen Leongatha, zwei Autostunden südöstlich von Melbourne, hatte vor zwei Jahren ihre Ex-Schwiegereltern (beide 70 Jahre alt) und ein weiteres Ehepaar im Alter von 66 und 68 Jahren zum Lunch eingeladen.
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Auf den Tisch kam "Beef Wellington" - Rinderfilet im Blätterteig: In dem Gericht lauerten aber hochgiftige Knollenblätterpilze, auch "Todeskappen" genannt. Experten zufolge ist eine durch sie verursachte Vergiftung extrem qualvoll und meist tödlich. Drei von Pattersons Gästen starben, der vierte überlebte nur knapp. 
Schnell geriet die Köchin von Patterson ins Visier der Polizei, auch wenn sie wiederholt beteuerte, sie wisse nicht, wie die Giftpilze ins Essen gekommen seien. Der Polizei sagte sie, sie habe das Essen sowohl mit frischen Champignons aus einem Supermarkt als auch mit getrockneten Pilzen aus einem Asia-Shop zubereitet. Vor Journalisten brach sie damals in Tränen aus.

Patterson beteuerte Unschuld: "Bin am Boden zerstört"

Kurz vor ihrer Festnahme ließ Erin Patterson den Ermittlern über ihre Anwälte schriftlich ihre Version der Ereignisse zukommen: "Ich bin am Boden zerstört, wenn ich daran denke, dass diese Pilze zur Erkrankung meiner Lieben beigetragen haben könnten."

Ich möchte wiederholen, dass ich absolut keinen Grund hatte, diese Menschen, die ich liebte, zu verletzen.

Schriftliche Erklärung von Erin Patterson

Diese Aussagen, wie viele weitere, seien Lügen gewesen, hatte die Staatsanwaltschaft argumentiert. Die Jury stimmte dem nun zu.
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Mehr als 50 Zeugen im Prozess geladen

Der mysteriöse Fall und der anschließende fast zehnwöchige Prozess hatten über die Grenzen Australiens hinaus für Schlagzeilen gesorgt. Medien in aller Welt verfolgten minutiös das Verfahren gegen Patterson im Latrobe Valley nahe Melbourne. Allein die Staatsanwaltschaft hatte mehr als 50 Zeugen geladen, darunter Pilz-Experten und Ärzte.
Patterson, eine Mutter von zwei Kindern, war wenige Monate nach den Todesfällen festgenommen und ihr Haus durchsucht worden. Seither saß sie in Haft.

Der Grüne Knollenblätterpilz ist sehr giftig.
Quelle: dpa

Der Grüne Knollenblätterpilz (Amanita phalloides), auch "Todeskappe" genannt, ähnelt harmlosen Pilzen wie Champignons, so dass es zu gefährlichen Verwechslungen kommen kann. Schon der Verzehr von 50 Gramm kann laut Experten tödlich enden. "Denn die darin enthaltenen lebergiftigen Amatoxine verursachen ohne medizinische Versorgung ein mehrfaches Organversagen", heißt es auf der Webseite der Deutschen Gesellschaft für Mykologie. 

Besonders heimtückisch: Wenn erste Symptome wie Brechdurchfälle auftreten, ist es meist schon zu spät. "Unbehandelt oder zu spät behandelt erfolgt der Tod zwischen dem 3. und 10. Tag im hepatischen Koma und/oder durch Multiorganversagen", warnen die Pilz-Experten. Das Perfide: Knollenblätterpilze sollen nach Berichten von Überlebenden ziemlich gut schmecken. (Quelle: dpa)

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Quelle: dpa, AFP

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