Gegen Sparpläne:Streiks und Blockaden in Frankreich
Hunderttausende haben sich in Frankreich mit Streiks und Blockaden an Protesten gegen Sparpläne beteiligt. So wollten sie auch Druck auf den neuen Premier Lecornu ausüben.
Im hochverschuldeten Land gehen heute erneut hunderttausende Menschen auf die Straße, um gegen die Sparpolitik der Regierung zu demonstrieren. Viele fürchten Sozialkürzungen.
18.09.2025 | 1:46 minGut 500.000 Menschen beteiligten sich nach Angaben des Innenministeriums vom frühen Abend in ganz Frankreich an Demonstrationen. Die Gewerkschaft CGT sprach von mehr als einer Million Demonstranten. Behörden hatten zuvor mit etwa 700.000 bis 800.000 Teilnehmern gerechnet.
Etliche Menschen ließen aus Protest die Arbeit ruhen. Zahlreiche Apotheken blieben wegen des Streiks geschlossen, Lehrkräfte fehlten in den Schulen und bei Bussen und Bahnen gab es Ausfälle und Verzögerungen. Am Morgen hatte es mehrere Einsätze gegeben, um Blockaden aufzulösen, sagte Frankreichs geschäftsführender Innenminister Bruno Retailleau. Die Protestaktionen seien insgesamt weniger intensiv gewesen als erwartet. 58 Menschen wurden demnach festgenommen, 11 davon in Paris.
Bis zu 800.000 Menschen bei Protesten erwartet
Etwa 45 Prozent der Lehrkräfte legten die Arbeit nieder, wie die Lehrer-Gewerkschaft mitteilte. In Paris blieben etwa 90 Grundschulen geschlossen. An mehreren Gymnasien demonstrierten auch Schülerinnen und Schüler. Innenminister Bruno Retailleau hatte den atz von rund 80.000 Polizisten angedkündigt. Landesweit waren es nach Angaben der Organisatoren gut 250 Versammlungen geplant.
In Frankreich gehen die massiven Proteste gegen Einschnitte in der Sozialpolitik weiter. Dabei muss das Land dringend die Staatsfinanzen in den Griff bekommen.
18.09.2025 | 1:34 minProteste sollen Druck auf neuen Premier Lecornu ausüben
Zu den Streiks aufgerufen hat ein breites Gewerkschaftsbündnis. Die Gewerkschaften stören sich an angekündigten Sparmaßnahmen der mittlerweile zurückgetretenen Regierung. Besonders stark in der Kritik stand der Vorschlag, zwei Feiertage zu streichen.
Frankreichs neuer Premier Sébastien Lecornu kündigte an, diesen Plan nicht umzusetzen. Am Abend der Proteste teilte er zudem auf der Plattform X mit, dass die Forderungen der Gewerkschaftsvertreter, die von den Demonstranten in den Protestzügen vorgebracht wurden, im Mittelpunkt der von ihm eingeleiteten Gespräche stünden. Er werde die Gewerkschaften in den kommenden Tagen erneut empfangen.
Streiks und Demos in Frankreich: Die Behörden rechnen heute mit mehreren 100.000 Demonstranten. Viele wollen hier einen Wechsel, weniger Sparmaßnahmen, dafür eine Reichensteuer.
18.09.2025 | 2:31 minBereits am 10. September hatte es in Frankreich landesweit zahlreiche Protestaktionen gegeben. Diese waren jedoch nicht von den Gewerkschaften ausgegangen, sondern basierten auf einem Blockade-Aufruf, der sich in Onlinediensten verbreitet hatte.
Frankreich ist derzeit mit etwa 114 Prozent seines Bruttoinlandsproduktes (BIP) verschuldet, das Defizit lag im vergangenen Jahr bei 5,8 Prozent des BIP. Die Rating-Agentur Fitch hatte Frankreichs Bonität deswegen in der vergangenen Woche heruntergestuft.
Mehr Nachrichten aus Frankreich
Premier verspricht Veränderungen:Protesttag: Hunderte Festnahmen in Frankreich
mit VideoProzessbeginn in Frankreich:Arzt soll 30 Patienten vergiftet haben
Bisheriger Verteidigungsminister:Sebastien Lecornu neuer Premier Frankreichs
mit VideoNach Sturz der Regierung:Krise in Frankreich: "Kein guter Tag für Europa"
mit Video