Premier verspricht Veränderungen:Protesttag: Hunderte Festnahmen in Frankreich
In Frankreich kommt es bei Demonstrationen gegen Sparpläne der Regierung zu schweren Ausschreitungen. Der neue Premier Lecornu versucht die Lage mit Versprechungen zu beruhigen.
Unter dem Motto "Lasst uns alles blockieren" wird in Frankreich gegen die Regierung und geplante Sparmaßnahmen protestiert. Inzwischen trat der neue Premier Lecornu sein Amt an.
10.09.2025 | 1:23 minInmitten einer innenpolitischen Krise und begleitet von landesweiten Protesten mit Hunderten Festnahmen hat Frankreichs neuer Premierminister Sébastien Lecornu bei seinem Amtsantritt Veränderungen in Aussicht gestellt.
Es wird Brüche geben müssen - nicht nur in der Form, nicht nur bei der Methode, auch inhaltliche Brüche.
Sébastien Lecornu, französischer Premierminister
Man müsse die Kluft zwischen der politischen Situation und den Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger beenden.
Der 39 Jahre alte Lecornu war zuvor Verteidigungsminister. Er kommt ursprünglich von den Konservativen, gehört aber seit Jahren dem Mitte-Lager an und gilt als Vertrauter des französischen Präsidenten Emmanuel Macron. In seiner kurzen Antrittsrede betonte Lecornu, dass man sich auch selbst ändern müsse. Man müsse kreativer, teils technischer sein und ernsthafter in der Art, mit der Opposition zu arbeiten. Genauer ging er nicht auf die von ihm gewünschten Veränderungen ein.
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In Frankreich hat Präsident Emmanuel Macron Sébastien Lecornu als neuen Premierminister ernannt. Zentrale Aufgabe wird es sein, einen Haushalt durch das Parlament zu bringen.
10.09.2025 | 0:21 minHunderte Festnahmen bei landesweiten Protestblockaden
Während Lecornu im Herzen von Paris die Nachfolge seines gestürzten Vorgängers François Bayrou antrat, äußerten Zehntausende Menschen in Frankreich ihren Unmut über geplante Sparpläne der Vorgängerregierung.
Ein diffuses Bündnis hatte seit Längerem zu Blockaden aufgerufen. Die Behörden sind in Alarmbereitschaft, rund 80.000 Sicherheitskräfte wurden mobilisiert. Auf Videos waren Ausschreitungen zu sehen. Innenminister Bruno Retailleau sprach von Angriffen auf Polizisten und Sabotageaktionen.
Dem Innenministerium zufolge wurden 540 Menschen festgenommen, etwa 200 davon im Raum Paris. Dort versuchten Demonstranten unter anderem, in den Bahnhof Gare du Nord einzudringen. An einer Hausfassade in der Hauptstadt kam es zu einem Brand. Wegen der aufgeheizten Stimmung wurde ein großes Einkaufscenter im Zentrum geschlossen.
An Oberschulen, Busdepots und Straßen errichteten Demonstranten Blockaden. Am frühen Mittwochabend zählten die Ordnungskräfte demnach knapp 200.000 Beteiligte bei Versammlungen und Blockaden.
Die Gewerkschaft CGT sprach von knapp 250.000 Menschen. Medien berichteten von Aktionen etwa in Lyon, Marseille, Bordeaux, Toulouse und Rennes.
Das französische Parlament hat Premier Bayrou das Vertrauen abgesprochen. Nachdem in Frankreich nun erneut eine Regierung gescheitert ist, steht Präsident Macron unter Zugzwang.
09.09.2025 | 1:53 minLecornu muss in gespaltenem Parlament Brücken bauen
Lecornus Versprechen von Veränderung dürfte ein Versuch sein, die erhitzten Gemüter in Frankreich etwas zu besänftigen. In seiner nur wenige Minuten dauernden Antrittsrede gab er sich ernst und zurückhaltend.
Diese Instabilität und die politische und parlamentarische Krise, die wir erleben, erfordern Bescheidenheit und Zurückhaltung.
Sébastien Lecornu, französischer Premierminister
An die Bevölkerung gerichtet sagte Lecornu: "Wir werden es schaffen." Er fügte hinzu: "Es gibt keinen unmöglichen Weg."
Der französische Premier hat die Vertrauensfrage verloren. Was das für Frankreich und Europa bedeutet, ordnen die ZDF-Korrespondenten Walde in Paris und Röller in Straßburg ein.
09.09.2025 | 2:28 minNach seiner Blitz-Ernennung durch Präsident Macron will der neue Premier direkt an die Arbeit gehen. Noch am Mittwochnachmittag wollte er sich mit Vertretern von Parteien zusammensetzen. Weitere Treffen mit Politikern und Gewerkschaften sollten folgen. Auch weil das hoch verschuldete Frankreich einen Haushalt für das kommende Jahr braucht, drängt die Zeit.
Der neue Premier steht vor der schwierigen Aufgabe, Mehrheiten im gespaltenen französischen Parlament zu finden. Macrons Mitte-Kräfte, die Rechtsnationalen um Marine Le Pen und das linke Lager stehen sich in der Nationalversammlung als drei große Blöcke gegenüber. Eine Mehrheit hat keiner von ihnen.
Die letzten zwei Vorgänger von Lecornu scheiterten bei einem Misstrauensvotum beziehungsweise der Vertrauensfrage an fehlendem Rückhalt in der Parlamentskammer.
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