US-Angriff auf Iran: So lief Operation "Midnight Hammer" ab

In der Nacht hat das US-Militär unter dem Codenamen "Midnight Hammer" zentrale iranische Atomanlagen angegriffen. Der Konflikt zwischen den USA, Israel und Iran droht damit eine neue Eskalationsstufe zu erreichen. Das ist bislang zu den Angriffen bekannt:

Die US-Luftwaffe hat nach Angaben von Präsident Donald Trump drei der wichtigsten iranischen Atomanlagen ins Visier genommen: Fordo, Natans und Isfahan. Trump sprach von einem "spektakulären militärischen Erfolg" und erklärte, die Nuklearanlagen seien "vollständig und total zerstört" worden.

Verteidigungsminister Pete Hegseth erklärte, das iranische Atomprogramm sei "ausgelöscht". Etwas zurückhaltender äußerte sich Vizepräsident JD Vance: Die Angriffe hätten Irans Nuklearambitionen um "Jahre oder mehr" zurückgeworfen.

Wie Israel argumentieren auch die USA, das militärische Eingreifen sei nötig, um eine drohende nukleare Aufrüstung Irans zu verhindern. Vor den Angriffen der Nacht hatte Trump immer wieder betont, Teheran dürfe niemals in den Besitz einer Atombombe gelangen.

Nach Aussage von US-Verteidigungsminister Pete Hegseth wurde der Angriff mit bunkerbrechenden Bomben vorgenommen. Es sei der erste Einsatz des Bombentyps GBU-57 (auch "Massive Ordnance Penetrator") überhaupt gewesen.

Diese Bombe kann laut US-Armee bis zu 61 Meter tief in Felsen und Beton eindringen. Anders als die Anlagen Natans und Isfahan liegt die Anlage Fordo sehr tief in der Erde und damit außer Reichweite israelischer Bomben.

Eingesetzt wurden für den Angriff sieben US-Kampfjets vom Typ B-2. Diese können jeweils zwei der bunkerbrechenden Bomben transportieren, dementsprechend wurden die Atomanlagen mit 14 Bomben angegriffen. Gleichzeitig wurden auch Ablenkungsmanöver geflogen, erklärte der Vorsitzende des Generalstabs der Streitkräfte der Vereinigten Staaten, Dan Caine. Dazu wurden unter anderem Marschflugkörper von U-Booten gestartet.

Vor den Angriffen auf Iran hatten US-Medien und Flugverfolgungsdienste berichtet, mehrere B-2-Bomber hätten einen Stützpunkt im US-Bundesstaat Missouri im Zentrum der USA verlassen. Sie sind wegen ihrer großen Reichweite in der Lage, bis in den Nahen Osten zu fliegen.

Ja. US-Präsident Trump sprach von einer Entscheidung "im Team" mit Israels Premierminister Netanjahu. Israels Generalstabschef bestätigte eine enge Koordination mit dem US-Militär seit Beginn des Kriegs mit Iran. Auch israelische Sicherheitsinteressen sollen bei der Planung eine Rolle gespielt haben.

Der Nahe Osten ist für die USA von erheblicher geopolitischer Bedeutung. Israel gilt als stabiler Partner in einer instabilen Region. US-Präsidenten beider Parteien haben immer wieder betont, dass die Sicherheit Israels zum amerikanischen Selbstverständnis gehöre - notfalls auch unter Einsatz militärischer Mittel.

Israel betrachtet Iran als seinen Erzfeind und sah sich durch die vermutete Entwicklung iranischer Atombomben in seiner Existenz bedroht. Auch das Verhältnis zwischen Washington und Teheran ist seit Jahrzehnten extrem angespannt.

"Dieser Mission hatte nicht den Regimwechsel zum Ziel", erklärte Hegseth. Es sei ein Präzisionsschlag gewesen, um das iranische Atomprogramm zu "neutralisieren".

Die USA werfen Iran auch vor, den Nahen Osten durch die Unterstützung verschiedener Milizen, die sie als Terrorgruppen einstufen, zu destabilisieren - darunter die Hisbollah im Libanon, die Huthi im Jemen und die Hamas im Gazastreifen.

Eine Schwächung Teherans dürfte in Washington daher auch als Chance gesehen werden, den Einfluss dieser Gruppen zu begrenzen.

Das US-Militär hat viele Stützpunkte rund um den Persischen Golf, etwa in Bahrain und Katar. Sie sind Luftlinie nicht sehr weit vom Iran entfernt und könnten zu Zielen werden. In der gesamten Region sind aktuell rund 40.000 US-Soldatinnen und Soldaten stationiert.

Die Frage ist, ob eine solche Eskalation im Interesse Teherans wäre, da die USA darauf mit voller Härte reagieren dürften.

Ein anderer Hebel wäre eine Blockade der Straße von Hormus. Die etwa 55 Kilometer breite Meerenge zwischen dem Iran und Oman gilt als eine der wichtigsten Schifffahrtsrouten für den weltweiten Ölexport, etwa für Ausfuhren aus Saudi-Arabien - und wegen der Angriffe der USA sind ohnehin Verwerfungen auf dem Ölmarkt zu befürchten.

Russland warnt immer wieder vor der Gefahr eines Dritten Weltkriegs - allerdings mit Blick auf seine eigene Invasion in der Ukraine, sollte der Westen dort eigene Truppen einsetzen und die Lage weiter eskalieren.

Mit Blick auf den Nahen Osten mahnt Moskaus Außenministerium, es gebe eine echte atomare Gefahr durch Israels Angriffe auf die Kernenergie-Anlagen, die Welt treibe auf "eine nukleare Katastrophe" zu. Dass Russland Iran mit Truppen zur Seite steht, gilt indes als unwahrscheinlich.

Trump drohte Iran mit Luftangriffen auf weitere Ziele, sollte das Land nun keinen Frieden schließen.

In seiner Fernsehansprache sagte Trump:

Iran hat umgehend nach den US-Angriffen mit Konsequenzen gedroht. Außenminister Abbas Araghtschi sprach auf X von "dauerhaften Folgen". Raum für Diplomatie sieht er kaum noch. Die Tür zur Diplomatie sollte immer offen gehalten werden, "doch das ist derzeit nicht der Fall", sagte Araghtschi in Istanbul vor Journalisten. "Sie verstehen nur die Sprache der Drohung und der Gewalt", sagte er unter Bezug auf die USA.

Der Westen, darunter auch die Bundesregierung, fordern eine diplomatische Lösung und wollen, dass Iran an den Verhandlungstisch zurückkehrt.