Nuklearforscher: Irans "Atomwaffenbestrebungen sind Geschichte"
Analyse
Was Experten sagen:Ist Irans Atomprogramm "Geschichte"?
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US-Präsident Trump spricht davon, die wichtigsten Atomanlagen in Iran ausgeschaltet zu haben. Israels Ministerpräsident Netanjahu zeigt sich dankbar. Was sagen Experten dazu?
Ein ZDF-Spezial ordnet die Situation in Iran ein, darin unter anderem ein Interview mit dem Nuklearexperten Steinhauser.22.06.2025 | 13:09 min
Das Ausmaß der Schäden ist bislang nicht genau bekannt. Auch die israelische Armee ist bisher zurückhaltend. Der Chef der Internationalen Atomenergieagentur IAEA, Rafael Grossi, sagte vor dem UN-Sicherheitsrat am Sonntagabend, aktuell sei "niemand - auch nicht die IAEA in der Lage, unterirdische Schäden an Fordo zu bewerten."
Nuklearexperte Steinhauser sieht Atomprogramm am Ende
Doch sollte Trump Recht haben, wäre das Hauptziel des israelischen Angriffs auf den Iran erreicht: Die Islamische Republik an der Entwicklung von Atomwaffen zu hindern.
Im ZDF-Spezial legte sich der Wiener Nuklearexperte Georg Steinhauser bereits fest:
Die iranischen Atomwaffenbestrebungen sind Geschichte.
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Georg Steinhauser, Technische Universität Wien
Die Satellitenbilder, die bisher zur Verfügung stünden, wiesen eindeutig darauf hin, dass es sich um "sehr exakte Treffer" bei der Anlage in Fordo handle, so Steinhauser. Laut der Nachrichtenagentur Reuters sagte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, Fordo sei schwer getroffen, das genaue Ausmaß sei aber noch unklar.
Genau diese Anlage ist entscheidend. Denn in Fordo waren zuletzt nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) Hunderte Zentrifugen aktiv, mit denen beinahe waffentaugliches Uran mit einem Reinheitsgrad von bis zu 60 Prozent hergestellt werden kann.
Die Angriffe der USA im Iran waren nach Angaben von Verteidigungsminister Hegseth ein „überwältigender Erfolg“. Ein Blick auf die Ereignisse sowie eine Einschätzung von Nuklearexperte Georg Steinhauser.22.06.2025 | 4:52 min
Welche Atomanlagen getroffen wurden
Die USA hatten in der Nacht insgesamt 14 bunkerbrechende Bomben gegen den Iran eingesetzt. Die meisten davon wurden auf die besonders tief gelegene Anlage Fordo abgeworfen. Doch auch an anderer Stelle sei die Zerstörung erheblich.
In Natans sei die Anlage bereits durch die israelischen Angriffe "schwerst beschädigt, wenn nicht sogar zerstört worden sein", so Steinhauser. Die oberirdische Uranprozessierungsanlage in Isfahan sei "dem Erdboden gleichgemacht". In Isfahan bestätigt die IAEA, dass Teile des iranischen Nuklearkomplexes Isfahan beschädigt wurden.
Experte schließt Wiederaufbau des Atom-Programms aus
Einen "Wendepunkt" nannte Netanjahu das Eingreifen der USA. US-Präsident Donald Trump habe mit "großer Stärke" gehandelt, um dem "gefährlichsten Regime die gefährlichsten Waffen der Welt" zu verwehren, sagte Netanjahu. Auch Steinhauser sieht diesen Wendepunkt gekommen:
Der Iran hat momentan schlicht und einfach nicht die Kapazitäten, dieses Atomprogramm wieder von Null auf 100 zu starten.
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Georg Steinhauser, Technische Universität Wien
Dazu fehlten nun neben Anreicherungsanlagen beispielsweise Zentrifugenfabriken, so Steinhauser. Diese Fabriken seien für die Anreicherung notwendig, und er fügt hinzu: "Für neue Zentrifugen fehlen die Mittel."
Ähnlich argumentiert im heute journal Fabian Hoffmann, Experte für Sicherheitspolitik und Militärtechnologie. Es sei noch vieles unklar. Jedoch deute alles darauf hin, dass die Zerstörung durchaus massiv gewesen sei und "das Atomprogramm der Iraner um Jahre zurückgesetzt" worden sei.
Politologe: Vollständige Zerstörung iranischer Atomanlagen eher unwahrscheinlich
Anders hingegen sieht es der Politologe Stefan Fröhlich. Er hält eine vollständige Zerstörung der iranischen Atomanlagen, so wie sie von der US-Regierung dargestellt wird, für unwahrscheinlich, sagte er dem Nachrichtensender Phoenix am Sonntagnachmittag.
Fröhlich berief sich auf Informationen von Militärexperten zur Schlagkraft der US-Bomben. Es sei derzeit noch unklar, wie groß die Schäden an den iranischen Anlagen tatsächlich seien, sagte er. Er gehe aber davon aus, "dass es nicht zu einer vollständigen Zerstörung der Anlagen gekommen ist".
22.06.25 Sonderstrecke nach den US-Angriffen auf Atomanlagen im Iran. Zu Gast im Studio ist Politikwissenschaftler Prof. Stefan Fröhlich.22.06.2025 | 33:15 min
Netanjahu sieht Israel näher an Zielen im Iran
Netanjahu deutete am Sonntagabend bei einer Pressekonferenz an, dass die Ziele der militärischen Angriffe fast erreicht seien. So sei sein Land dem Ziel "sehr, sehr" nahe gekommen, die Bedrohung durch ballistische Raketen und das iranische Atomprogramm zu beseitigen.
"Wir werden unsere Aktionen nicht über das hinaus fortsetzen, was nötig ist, um sie zu erreichen", sagte er. Aber er fügte auch hinzu: "Wir werden auch nicht zu früh aufhören."
Israel greift Iran seit Tagen an und begründet das Vorgehen mit dem iranischen Atomprogramm. Iran reagiert mit Gegenschlägen auf Israel. Alle Entwicklungen im Liveblog.