Wie nah ist Iran an der Atombombe? Nuklearexperte ordnet ein

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Nuklearexperte Steinhauser:Wie nah ist Iran an der Atombombe?

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Iran sei nur wenige Schritte von der Atombombe entfernt, sagt Nuklearexperte Steinhauser im ZDF-Interview und erklärt, was man unter "schmutzigen Bomben" versteht.

SGS Steinhauser Gause
Sehen Sie hier das Interview mit Georg Steinhauser in voller Länge. 19.06.2025 | 2:39 min
Die weltpolitische Lage ist angespannt: US-Präsident Donald Trump betonte am Mittwoch, dass die USA im Krieg zwischen Israel und Iran keine Waffenruhe anstreben. "Wir wollen einen totalen, vollständigen Sieg", sagte er im Weißen Haus.
Dieser Sieg bedeute: "Keine Atomwaffe." Zwar sei er nicht auf militärische Auseinandersetzung aus, doch falls die Wahl zwischen Kämpfen und einer iranischen Atombombe stehe, müsse man handeln.
Wie weit ist Iran wirklich von einer Atombombe entfernt? Darauf hat Atomwissenschaftler Prof. Georg Steinhauser im Gespräch mit dem ZDF heute journal update Antworten. Außerdem erklärt er, was eigentlich mit "schmutzigen Bomben" gemeint ist.
Ein durch einen Raketenangriff zerstörtes Haus in Ramat Gan, Israel
In der Nacht haben sich Israel und Iran weiter angegriffen. In Iran soll ein Schwerwasserreaktor angegriffen worden sein. In Israel wurde ein Krankenhaus getroffen.19.06.2025 | 1:37 min

Wie nah ist Iran an einer Atombombe?

Atomwissenschaftler Steinhauser von der Technischen Universität Wien erklärt, dass Iran Absichten mit seinem Nuklearprogramm verfolge.

Mit 60 Prozent angereichertem Uran sind es nur wenige Schritte bis zu den notwendigen 90 Prozent, die es für die Atombombe braucht.

Prof. Georg Steinhauser, Atomwissenschaftler

Die Grafik zeigt, dass tausende Zentrifugen nötig sind, um Uran für eine Atombombe anzureichern. Iran soll einen Anreicherungsgrad von 60 Prozent erreicht haben.

Was ist eigentlich eine "schmutzige Atombombe"?

Eine "schmutzige Atombombe" oder auch "schmutzige Bombe" genannt, sei in Wirklichkeit "nichts anderes als ein kommerzieller Sprengsatz, der mit radioaktivem Material versetzt worden ist". Wenn dieser Sprengsatz detoniere, dann verbreite man das radioaktive Material, man kontaminiere damit die Gegend.
Einen gigantischen Schaden, wie mit einer echten Atombombe, könne man damit aber auf gar keinen Fall anrichten. "Diese Waffe hat in erster Linie nur psychologische Folgen", erklärt Nuklearexperte Steinhauser.
Israelische Soldaten graben in einem Wohngebiet, das von einer aus dem Iran abgefeuerten Rakete getroffen wurde, in den Trümmern nach Überlebenden.
Die Israelis fühlten sich mit ihren Raketenabwehrsystemen sicher. Doch etliche iranische Raketen schlagen ein. Die Angst in der Bevölkerung wächst.18.06.2025 | 5:59 min

Was wird bei Israels Angriffen auf Irans Nuklearanlagen getroffen?

Im Zuge der angespannten Lage haben israelische Streitkräfte in der Vergangenheit mehrfach iranische Nuklearanlagen angegriffen. Dabei sei wahrscheinlich vor allem die äußere Infrastruktur wie Strom- oder Wasserversorgung zerstört worden, sagt Steinhauser. Diese sei zwar essenziell für den Betrieb, aber auch vergleichsweise leicht wiederherstellbar.
Ob es im Inneren der Anlagen zu schwerwiegenden Schäden gekommen sei, lasse sich bislang nicht sicher sagen.
18.06.2025, USA, Washington: US-Präsident Donald Trump spricht zu Arbeitern, während ein Flaggenmast auf dem Südrasen des Weißen Hauses installiert wird.
Trotz wachsender Spannungen mit dem Iran hält sich Trump bedeckt. Das US-Militär steht bereit. Die politische Debatte in den USA läuft auf Hochtouren.18.06.2025 | 2:44 min

Was könnten die USA mit bunkerbrechenden Bomben erreichen?

Mit ihren bunkerbrechenden Bomben könnten die USA tiefliegende Anlagen wie jene im iranischen Fordo treffen. Diese befinden sich rund 60 Meter unter der Erde.
Grafikvideo, das die iranische Atomanlage als Ziel der Israelis erläutert.
Laut IAEA betreibt Iran dort die größte Zahl seiner Zentrifugen. Zur Zerstörung der unterirdischen Anlage braucht Israel jedoch US-Waffen. 18.06.2025 | 0:50 min
Ziel eines solchen Angriffs wäre es, die dort eingesetzten Zentrifugen zu zerstören.

Eine Freisetzung aus jeder dieser Anreicherungsanlagen hätte allerdings auf keinen Fall solche Auswirkungen wie Tschernobyl oder Fukushima.

Prof. Georg Steinhauser, Atomwissenschaftler

Das Uran sei schlicht und ergreifend nicht radioaktiv genug. "Das heißt es wäre eine sehr lokale Kontamination."
Das Interview führte ZDF-Moderatorin Gundula Gause, zusammengefasst hat es Katharina Schuster.

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