Israel: Hunderttausende bei Anti-Kriegs-Protest in Tel Aviv
Im Zentrum vom Tel Aviv:Israel: Hunderttausende bei Anti-Kriegs-Protest
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Der Druck auf Netanjahu wächst: In Tel Aviv fordern mehr als 200.000 Menschen ein Geiselabkommen und ein Ende des Kriegs in Gaza. Angehörige schildern erschütternde Schicksale.
In Israel gehen landesweit Menschen auf die Straßen, um für ein Ende des Gaza-Krieges zu protestieren. Sie fordern die sofortige Freilassung der Hamas-Geiseln.17.08.2025 | 1:27 min
Mit Streiks und Protesten haben zahlreiche Israelis ihre Solidarität mit den Geiseln zum Ausdruck gebracht, die seit fast zwei Jahren von der Hamas im Gazastreifen festgehalten werden.
Mehr als 200.000 Menschen versammelten sich am Sonntagabend im Zentrum von Tel Aviv, wie die Organisatoren unter Berufung auf Polizeischätzungen mitteilten. Sie forderten lautstark die Freilassung der Geiseln und ein Ende des Gaza-Kriegs, wie ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur beobachtete.
Aufruf zu Generalstreik in Israel
Das Forum der Geiselangehörigen hatte für Sonntag - dem Beginn der israelischen Arbeitswoche - zu einem landesweiten Streik aufgerufen. Das Land sollte an diesem Tag "lahmgelegt" werden, kündigten sie an.
Gaza hungert, in Israel bangen Angehörige. Netanjahus Pläne spalten Familien – und das Land.13.08.2025 | 6:51 min
Bereits in den Morgenstunden blockierten Demonstranten zahlreiche Straßen in ganz Israel, darunter auch eine zentrale Schnellstraße in der Küstenmetropole Tel Aviv. Sie schwenkten blau-weiße israelische Flaggen sowie gelbe Fahnen, die Solidarität mit den Geiseln symbolisieren.
Der mächtige Gewerkschafts-Dachverband Histadrut schloss sich dem Streik zwar nicht an, äußerte aber Verständnis für den Schritt. Zahlreiche Unternehmen sowie Kommunen streikten als Ausdruck der Solidarität. Auch die beiden großen Theater in Tel Aviv stoppten ihre Aufführungen. Mehr als 30 Menschen wurden nach Angaben der Polizei festgenommen. In Jerusalem wurden Wasserwerfer gegen Demonstranten eingesetzt.
Auch bei der Großdemonstration am Abend forderten Redner und Teilnehmer die Beendigung des Gaza-Kriegs und die sofortige Freilassung der Hamas-Geiseln. Zudem riefen sie die israelische Regierung dazu auf, ihre Entscheidung rückgängig zu machen, die Stadt Gaza und andere Gebiete im Gazastreifen einzunehmen.
Israels Regierung bereitet die Umsiedlung von Palästinensern im Gazastreifen vor. Die israelische Regierung will den Krieg ausweiten und Gaza-Stadt einnehmen.17.08.2025 | 0:17 min
"Die israelische Regierung unternahm nie einen ernsthaften Versuch, die Geiseln durch ein umfassendes Abkommen freizubekommen", sagte Einav Zangauker, deren Sohn Matan eine von 20 lebenden Geiseln im Gazastreifen ist, in ihrer Ansprache.
Sie [die israelische Regierung] machte aus dem am meisten gerechtfertigten Krieg einen falschen.
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Einav Zangauker, Mutter einer Hamas-Geisel
Angehörige deutscher Geisel fleht um seine Rettung
Die Tante von Alon Ohel, der auch deutscher Staatsbürger ist, sagte auf dem "Platz der Geiseln" vor dem Tel Aviver Kunstmuseum: "Unser Alon befindet sich vierzig Meter unter der Erde. Er ist in Ketten gefesselt, schwer verwundet und verliert wahrscheinlich sein Augenlicht. Er leidet unter schweren Kopfverletzungen und Splittern im ganzen Körper, und er ist allein."
Er ist hungrig, ihm ist heiß, und er ringt nach Atem. Er schwebt in unmittelbarer Lebensgefahr - rettet ihn!
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Tante einer Hamas-Geisel
Mehrere ehemalige Hamas-Geiseln, die während einer Waffenruhe im Frühjahr freigekommen waren, hielten ein Spruchband mit der Aufschrift: "Bringt sie jetzt heim!" Von insgesamt 50 Verschleppten, die noch im Gazastreifen sein sollen, sind nach israelischen Informationen nur noch 20 am Leben.
Das Vorrücken der israelischen Armee auf Gaza-Stadt könnte sich noch "über Monate hinziehen", so ZDF-Reporterin Alica Jung. Dem Militär fehle es an vielen Soldaten.11.08.2025 | 2:16 min
Regierung kritisiert Proteste gegen Gaza-Krieg
Der rechtsextreme israelische Finanzminister Bezalel Smotrich nannte die Protestaktionen in einem Post auf der Plattform X eine "schlechte und schädliche Kampagne, die der Hamas in die Hände spielt". Auch Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kritisierte die Proteste. Nach Angaben seines Büros sagte er bei einer Kabinettssitzung:
Diejenigen, die heute ein Ende des Krieges fordern, ohne die Hamas zu besiegen, verhärten nicht nur die Haltung der Hamas und verzögern die Freilassung unserer Geiseln, sondern stellen auch sicher, dass sich die Schrecken des 7. Oktober immer wiederholen werden und unsere Söhne und Töchter immer wieder in einem endlosen Krieg kämpfen müssen.
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Benjamin Netanjahu, israelischer Ministerpräsident
Vorbereitungen auf Ausweitung des Gaza-Kriegs
Die Regierung plant in den kommenden Wochen noch eine Ausweitung des verheerenden Krieges. Ziel ist die Einnahme der Stadt Gaza sowie weiterer Teile des Küstenstreifens.
Der israelische Generalstabschef Ejal Zamir sagte, die neuen Einsätze sollten bald beginnen. Bei einem Besuch von Truppen im Gazastreifen erklärte er, man wolle die Schläge gegen die Hamas verstärken, "bis zu ihrer entscheidenden Niederlage".
Israel geht seit dem Terrorangriff der Hamas militärisch im Gazastreifen vor. Die humanitäre Lage dort spitzt sich zu. Netanjahu will den Einsatz nun ausweiten. Mehr im Blog.