Proteste in Israel: Zehntausende fordern Ende des Gaza-Kriegs
Proteste in Israel:Zehntausende fordern Ende des Gaza-Kriegs
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Israels Pläne, den Militäreinsatz im Gazastreifen auszuweiten, stoßen auch in Israel auf Ablehnung. Zehntausende Menschen haben in Tel Aviv und anderen Städten dagegen protestiert.
Proteste in Israel gegen die Pläne der Regierung, den Krieg in Gaza auszuweiten. 10.08.2025 | 0:20 min
Israels geplante Eroberung der Stadt Gaza sorgt auch im eigenen Land für massive Proteste. Zehntausende Menschen forderten am Samstag in Tel Aviv und anderen Städten ein Abkommen zur Freilassung der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln.
Viele Demonstranten hielten dabei Plakate mit Fotos der Geiseln in die Höhe, berichteten Reporter der Nachrichtenagentur AFP aus Tel Aviv. Das Forum der Geisel-Familien, das zu den Protesten aufgerufen hatte, sprach von rund 100.000 Teilnehmern. Die Polizei nahm mehrere Demonstranten fest.
Angehörige: Gaza-Einnahme wäre Todesurteil für Geiseln
Der Geisel-Angehörige Shahar Mor Zahiro sagte der AFP an die Adresse des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu gerichtet: "Wenn Sie in bestimmte Teile des Gazastreifens einmarschieren und die Geiseln ermordet werden, dann werden wir Sie auf Plätzen, bei Wahlkämpfen, immer und überall verfolgen."
Die Familien der Geiseln befürchten, dass die Einnahme der Stadt Gaza das Todesurteil für ihre Angehörigen bedeuten würde. Nach israelischer Einschätzung befinden sich noch 20 lebende Geiseln in der Gewalt der Hamas.
Selbst Teile des Militärs stehen den Plänen zur Ausweitung des Gaza-Einsatzes kritisch gegenüber. ZDF-Reporterin Alica Jung berichtet aus Tel Aviv.08.08.2025 | 0:53 min
Vor dem Militär-Hauptquartier in Tel Aviv forderten Redner laut der "Times of Israel" die Soldaten dazu auf, sich nicht an der Ausweitung des Krieges zu beteiligen. Sie riefen zudem Israels Opposition sowie Vertreter aus Wirtschaft, Gewerkschaften und Wissenschaft dazu auf, das Land lahmzulegen.
Protestaktion im Live-TV: Aktivisten stürmen Sendung
Israelische Friedensaktivisten stürmten zudem eine Live-Sendung im Fernsehen: Während einer Abstimmung in der Show "Big Brother" sprangen mehrere junge Menschen mit weißen T-Shirts mit der Aufschrift "Wir verlassen Gaza" plötzlich auf die Bühne und setzten sich dort demonstrativ auf den Boden. Während sie von Sicherheitsleuten weggetragen wurden, riefen sie immer wieder:
Das Volk fordert: Stellt das Feuer ein!
„
Israelische Friedensaktivisten
Die Organisation Standing Together, die sich für Frieden zwischen Israelis und Palästinensern einsetzt, reklamierte die Protestaktion für sich.
Israel will ganz Gaza, auch Gaza-Stadt, erobern. Alle Einwohner sollen innerhalb von zwei Monaten vertrieben werden. Doch wohin? Es gibt scharfe Kritik an Israels Kriegsplänen.09.08.2025 | 2:15 min
"Während nur eine Autostunde von den Studios von 'Big Brother' entfernt Geiseln ihrem Schicksal überlassen werden und Kinder an Hunger sterben, berichten die Medien dem Volk nicht, was in Gaza geschieht, und suggerieren den Bürgern, alles sei wie gewohnt", teilte die Organisation auf ihrer Facebook-Seite mit.
Wenn die israelische Regierung die Geiseln im Stich lasse "und den Vernichtungs- und Aushungerungsfeldzug in Gaza im Namen eines messianischen Traums von Eroberung und Besiedlung fortsetzt - kann man nicht zur Tagesordnung übergehen", hieß es weiter in der Mitteilung.
Im Morgengrauen des 7. Oktober dringen hunderte Kämpfer der islamistischen Terrororganisation Hamas und verbündeter islamistischer Gruppen vom Gazastreifen aus in den Süden Israels ein und verüben Gräueltaten überwiegend an Zivilisten, darunter an vielen Frauen und Kindern. Nach israelischen Angaben werden 1.210 Menschen getötet. Mehr als 251 Menschen werden als Geiseln genommen. Heute - im Sommer 2025 - sind noch etwa 50 Geiseln in der Hand der Hamas. 27 von ihnen sollen tot sein.
Die blutige Attacke ist der Auslöser für den Gaza-Krieg. Seither kämpft Israels Militär gegen die Hamas. Der Krieg hat dort verheerende Zerstörungen verursacht, nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde sollen bisher etwa 60.034 Menschen getötet worden sein, mehr als 18.500 davon Kinder. Mehr als 800 israelische Soldaten kamen bei den Kämpfen ums Leben.
Die Angaben zu Toten und Verletzten beider Seiten lassensich nicht unabhängig überprüfen. (Quelle: dpa/AFP - Stand: Juli 2025)
UN-Sicherheitsrat befasst sich mit Gaza-Plänen
Das israelische Sicherheitskabinett unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte am Freitag beschlossen, dass das Militär die Stadt Gaza im Norden des abgeriegelten Küstenstreifens einnehmen soll. Die Pläne stoßen international auf massive Kritik. An diesem Sonntag beschäftigt sich auch der UN-Sicherheitsrat mit dem Thema.
Auslöser des Gaza-Kriegs war der Überfall der Hamas und weiterer palästinensischer Terrororganisationen auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem etwa 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 als Geiseln nach Gaza verschleppt wurden.
Israel geht seit dem Terrorangriff der Hamas militärisch im Gazastreifen vor. Die humanitäre Lage dort spitzt sich zu. Netanjahu will den Einsatz nun ausweiten. Mehr im Blog.