Interview
Als Generalsekretär nominiert:Klüssendorf - Linker aus Lübeck an SPD-Spitze
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Der Parteilinke Tim Klüssendorf soll neuer Generalsekretär der SPD werden. Wer der politische Senkrechtstarter aus Lübeck ist - ein Porträt.
Tim Klüssendorf steht als neuer Generalsekretär der SPD für Kontinuität: Der SPD-Bundestagsabgeordnete ist Sprecher der Parlamentarischen Linken und gehört damit wie seine Vorgänger Matthias Miersch und Kevin Kühnert zum linken Flügel. Das SPD-Präsidium schlug den 33-Jährigen einstimmig als Generalsekretär vor.
Klüssendorf: Mit "Demut" und "Selbstbewusstsein" Arbeit angehen
Beim Parteitag Ende Juni soll Klüssendorf gewählt werden, ab sofort übernimmt er das Amt bereits kommissarisch. Er habe einen "riesigen Respekt" vor der Aufgabe als Generalsekretär, sagte Klüssendorf in Berlin, zugleich sei er aber "hoch motiviert", sie anzupacken.
Klüssendorf will mit einer Mischung "aus Demut, aber auch Selbstbewusstsein" an die Arbeit gehen und nennt große Herausforderungen, die anstehen:
- die Aufarbeitung des schlechten Wahlergebnisses
- die programmatische Aufstellung für die Zukunft
- den Kampf für Demokratie und
- die Abwehr von Populismus und Extremismus
Von den Jusos in die Lübecker Bürgerschaft
Klüssendorf stammt aus Lübeck in Schleswig-Holstein und sitzt für den Wahlkreis seit 2021 im Bundestag. Er wurde im August 1991 geboren und trat bereits 2007 als Jugendlicher in die SPD ein. Zunächst engagierte er sich bei den Jusos und war 2010 bis 2012 Vorsitzender der Jusos Lübeck. Später pendelte er jahrelang nach Hamburg und studierte dort Volkswirtschafts- und Betriebswirtschaftslehre.
Im Jahr 2013 schaffte es Klüssendorf bei der Kommunalwahl in die Lübecker Bürgerschaft und kümmerte sich dort als jugendpolitischer Sprecher um Themen wie Familienfreundlichkeit und Kinderbetreuung und eine bessere Bezahlung der Beschäftigten in Sozial- und Erziehungsberufen.
Ab 2018 bis zu seinem Einzug in den Bundestag 2021 war der Finanzpolitiker persönlicher Referent des Lübecker Bürgermeisters Jan Lindenau.
Klüssendorf zog 2021 in den Bundestag ein
Klüssendorf holte 2021 auf Anhieb das Direktmandat im Wahlkreis Lübeck und ließ dabei die CDU-Politikerin Claudia Schmidtke überraschend deutlich hinter sich. Bei der Bundestagswahl im Februar 2025 holte er erneut die meisten Erststimmen. Er war bisher im Parlament Mitglied im Finanzausschuss und im Ausschuss für Digitales.
Zu Wort meldete sich Klüssendorf in den vergangenen Jahren unter anderem mit einem Strategiepapier zur Erhebung einer einmaligen Vermögensabgabe und mit Kritik an Einsparungen im Bundeshaushalt. Zuletzt warnte er im Zuge der Sondierungen und Koalitionsverhandlungen immer wieder vor Verschärfungen bei der Migrationspolitik und beim Bürgergeld - das seien "soziale und integrationspolitische Rückschritte".
Klüssendorf kickt für FC Bundestag
Klüssendorf ist unter anderem Mitglied bei Verdi und der Arbeiterwohlfahrt - und er ist leidenschaftlicher Fußballer. Im VfB Lübeck war er bis Oktober vergangenen Jahres Mitglied des Aufsichtsrats, mittlerweile kickt er für den FC Bundestag.
Als Generalsekretär muss er nun nach innen die Partei organisieren und nach außen das inhaltliche Profil seiner Mannschaft schärfen. Neben der Organisation von Wahlkämpfen gehört auch die Vorbereitung von Parteitagen zu den Aufgaben im Amt: Da das nächste Treffen bereits Ende Juni stattfindet, stehe direkt einiges auf seiner Tagesordnung, sagte Klüssendorf in Berlin.
Quelle: AFP
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