Dröge bei "Lanz": Grünen-Politikerin blickt mit Sorge auf Trump

Dröge bei "Lanz" zu Nato-Gipfel:Grünen-Politikerin blickt mit Sorge auf Trump

von Bernd Bachran
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Dröge sah bei "Lanz" im Ergebnis des Nato-Gipfels auch eine Gefahr. Militärhistoriker Neitzel fand, dass die Europäer in den letzten 30 Jahren vor allen Dingen gequatscht haben.

Katharina Dröge zu Gast bei "Markus Lanz".
Sehen Sie hier die Sendung "Markus Lanz" vom 25. Juni 2025 in voller Länge.25.06.2025 | 75:01 min
Auf dem jüngsten Nato-Gipfel in Den Haag beschlossen die Mitgliedstaaten ihre Militärausgaben bis 2035 auf fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen. US-Präsident Donald Trump sah dieses Ergebnis als seinen Erfolg und sprach von einem "monumentalen Sieg für die USA".
Auch die meisten der anwesenden Staatsoberhäupter feierten diesen Nato-Gipfel als Erfolg. Lediglich Spanien verweigerte sich dem Fünf-Prozent-Ziel, woraufhin Trump direkt mit Strafzöllen drohte.
Mark Rutte beim Pressestatement zum NATO Gipfel
Beim Gipfel in Den Haag wurde deutlich, wer den Takt angibt.25.06.2025 | 2:51 min

Dröge: Einladung an Trump, so weiter zu machen

Die Fraktionsvorsitzende im Bundestag von Bündnis 90/Die Grünen, Katharina Dröge, sieht im Ergebnis des Nato-Gipfels nicht nur einen Erfolg, sondern auch eine Gefahr.

Das ist bei einem Mann wie Trump, der ja denkt, 'ich gehe mal so weit, wie ich gehen kann und so weit, wie sich niemand wehrt' auch eine Einladung, immer weiterzumachen.

Katharina Dröge, Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion

Dröge weiter: "Wenn alle unterwürfig sagen: 'ja, okay', dann kann sich das auch immer weiter fortsetzen." Auch die Unzuverlässigkeit des amerikanischen Präsidenten sieht die Grünen-Politikerin problematisch. "Was haben wir heute erreicht? Er hat sich jetzt einmal zur Nato bekannt, aber die Frage ist, macht er das morgen noch?", fragt sie in der ZDF-Sendung "Markus Lanz".
US-Präsident Donald Trump (M) mit Keir Starmer (l.) und Mark Rutte (r.) in Den Haag
Ein auf Donald Trump zugeschnittener Nato-Gipfel: Auf einen Tag gekürzt und es geht um Geld. 25.06.2025 | 4:38 min

Militärhistoriker: "Trump ist eben Trump"

Der Professor für Militärgeschichte Sönke Neitzel sieht die Sprunghaftigkeit Trumps fast schon pragmatisch. "Trump ist eben Trump und wir alle rätseln da rum." Neitzel verweist aber auch darauf, dass die Europäer "absolut auf die Amerikaner angewiesen" sind.
Und daran seien die Europäer selbst schuld:

Die Europäer zahlen jetzt den Preis dafür, dass sie in den letzten 30 Jahren vor allen Dingen gequatscht haben.

Sönke Neitzel, Professor für Militärgeschichte

Neitzel erklärt, dass die Debatte über mehr europäische Verantwortung in der Sicherheitspolitik schon seit Jahren geführt werde. Bereits 2014 hätten Bundespräsident Joachim Gauck und die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen betont, Europa müsse mehr tun.
"Ich kann das alles nicht mehr hören, weil nicht wirklich was erfolgt ist."
Washington-Korrsepondent David Sauer zum Nato-Gipfel.
Die Nato-Einigung auf höhere Verteidigungsausgaben sei ein großer Sieg für Trump, sagt USA-Korrespondent David Sauer.25.06.2025 | 11:21 min

Angst vor Krieg?

Von Markus Lanz darauf angesprochen, ob sie aufgrund der aktuellen weltpolitischen Lage "Kriegsangst" verspüre, spricht Dröge von Sorge und vermeidet bewusst das Wort 'Angst'.

Natürlich habe ich diese Sorge. Es wäre aus meiner Sicht sehr unvernünftig, diese Sorge nicht zu haben.

Katharina Dröge

"Das ist eine reale Bedrohung, die Russland ausspricht", so Dröge weiter.
SGS Sievers - Schaefers
Die Nato habe versucht, beim Fünf-Prozent-Ziel alle Länder mitzunehmen, berichtet Isabelle Schaefers.25.06.2025 | 1:55 min
Für Neitzel stellte sich weniger die Frage nach der Angst vor Krieg, als die Frage: "Wenn es zu einem Konflikt käme, was Gott verhindern möge, sind wir bereit dafür?"
Für sich selbst konnte der Militärhistoriker die Frage klar beantworten: "Wenn dieses Land angegriffen wird, wenn wir in einem Krieg wären, was ich natürlich auch verhindern will, und wenn die Bundeswehr eine Aufgabe für mich hat, gehe ich. Das ist für mich gar keine Frage."
Donald Trump bei der Pressekonferenz nach dem Nato-Gipfel.
Nach dem Nato-Gipfel äußert sich US-Präsident Trump zum beschlossenen Fünf-Prozent-Ziel, zum US-Schlag gegen Iran und zum Krieg in der Ukraine. Die Pressekonferenz in voller Länge.25.06.2025 | 47:04 min

Ist Europa erpressbar?

Neitzel warnt, dass sich Europa erpressbar mache, wenn es nicht klar signalisiere, im Ernstfall auch als Gesellschaft bereit zu sein, für die Freiheit zu kämpfen. Andernfalls drohten ernsthafte Probleme im Umgang mit Autokraten.
Er kritisiert, Deutschland stecke in einem lähmenden Bürokratismus fest - bei sicherheitsrelevanten Fragen wie etwa Drohnen-Einsätzen sei oft unklar, wer überhaupt zuständig sei. Trotz breiter Einsicht in die Problemlage komme man strukturell kaum voran.
Korrespondentin Isabelle Schaefers über Steigerung der Verteidigungsausgaben durch die NATO
Über die beschlossene Steigerung der Verteidigungsausgaben durch die NATO-Staaten berichtet Korrespondentin Isabelle Schaefers in Den Haag.25.06.2025 | 1:02 min
Dröge kritisiert einen weiteren Punkt bei der Beschaffung von Ausrüstung für die Bundeswehr und macht dabei der CSU einen großen Vorwurf:

Am schlimmsten war es mit der CSU. Die hat geguckt, 'Welches Rüstungsunternehmen ist in meinem Wahlkreis? Das soll einen Auftrag kriegen.'

Katharina Dröge, Grünen-Politikerin

"Und dann hat man es so gemacht: Man bestellt eine Spezialanfertigung, die genau dieses Unternehmen dann liefern kann, egal wie teuer", sagt Dröge.

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