EM-Auftakt gegen Polen: Wie die DFB-Frauen den Flow finden wollen

EM-Auftakt gegen Polen:Wie die DFB-Frauen den Flow finden wollen

von Frank Hellmann, St. Gallen
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Bloß nicht stolpern - das ist die Prämisse für die deutschen Fußballfrauen, die am Freitag in die EM starten. Andernfalls könnte es in den folgenden beiden Spielen eng werden.

Die deutsche Fußball-Frauen-Nationalmannschaft beim Training im Home Ground in Herzogenaurach
Die deutschen Frauen beim Training. Bundestrainer Christian Wück ließ durchblicken, dass er wohl auf die gleiche Startformation setzt wie im Spiel am 30. Mai gegen die Niederlande.
Quelle: Imago / Harry Körber

Es muss bei einer Europameisterschaft nicht alles Hochglanz sein. Wenn in kleinen Stadien wie in der Schweiz gespielt wird, nimmt ein Bundestrainer auch schon mal in einem putzigen Presseräumchen Platz - mit Blick durch bodentiefe Fenster auf die Stadtautobahn.
Willkommen in St. Gallen, wo der Kybunpark zum Schauplatz des EM-Auftakts der deutschen Fußballerinnen gegen Polen (Freitag, 21 Uhr/ARD) wird. Die Spielstätte der Kleinstadt in der südlichen Bodenseeregion erinnert von áußen eher an ein Einkaufszentrum. Ein solches liegt tatsächlich in der Nachbarschaft - und dessen Ladenfläche ist drei Mal so groß wie das Spielfeld des Stadions.
DFB-Pressekonferenz
Die Pressekonferenz vor dem Auftaktspiel gegen Polen mit Bundestrainer Christian Wück und Janina Minge in voller Länge.03.07.2025 | 18:49 min

Wück: Flow "funktioniert am besten mit einem Sieg"

Drei Punkte sind mitzubringen. Das ist der klare Auftrag, den Bundestrainer Christian Wück bei der Pressekonferenz unmissverständlich formuliert.

Es ist unheimlich wichtig, gut in ein Turnier zu starten. Wir werden dafür sehr viel arbeiten und an unser Limit gehen müssen.

Christian Wück, Bundestrainer

Aus der Geschichte des deutschen Fußballs, egal ob Frauen oder Männer, wisse man doch, dass es einen "Flow" brauche - "und das funktioniert am besten mit einem Sieg".

+++ Fußball-EM 2025 +++
:Wück: "Guter Start unheimlich wichtig"

Bundestrainer Christian Wück hat vor dem Auftaktspiel der DFB-Frauen die Wichtigkeit der ersten Partie gegen Polen betont.
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Vor drei Jahren hat ein begeisternder Start gegen Dänemark (4:0) viele Blockaden gelöst. Erst im Endspiel der EM 2022 endete der Lauf der deutschen Fußballerinnen um Alexandra Popp.

Beste Bedingungen fürs DFB-Team

Eine Wiederholung ist für das inzwischen von Giulia Gwinn angeführte Aufgebot erwünscht. Dem Team fehlt es dieser Tage dafür an nichts: Selten waren die Bedingungen besser als in der Schweiz.
Die stylische Fünf-Sterne-Herberge oder ein Ausflug an den Vierwaldstättersee sind eben nicht selbstverständlich. Und dass Freunde, Freundinnen und Familie am Samstag Zugang ins luxuriöse Teamhotel am Uetliberg bekommen, hat es in dieser Form auch noch nicht gegeben.
Was der Bundestrainer in diesem Zusammenhang betont: "Wir haben nicht nur gute Stimmung, sondern auch gute Trainingsleistungen und hohe Intensität bei der Hitze. Daher ist das gute Gefühl da."

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:Tanja Pawollek, die Grenzgängerin

Tanja Pawollek ist in der Nähe von Frankfurt geboren und aufgewachsen. Seit drei Jahren spielt sie für Polen - und trifft bei der ersten EM-Teilnahme gleich auf Deutschland.
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Tanja Pawollek
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Wohl Klarheit über die Startformation

Dass jene Startformation, die zuletzt beim Heimspiel in Bremen gegen die Niederlande (4:0) auftrumpfte, wieder das Vertrauen genießt, will der 52-Jährige nicht bestätigen. Doch diese elf Spielerinnen genießen einen Bonus, denn - so Wück - an jenem 30. Mai im Weserstadion sei "irgendetwas passiert: Man kann es gar nicht richtig greifen, aber es ist etwas passiert - in der Mannschaftsstruktur und in der Überzeugung innerhalb des Teams".
Jubel der deutschen Mannschaft nach dem Tor von Lea Schüller.
Die DFB-Frauen gewinnen das Topduell in der Gruppenphase der Nations League gegen die Niederlande mit 4:0. 30.05.2025 | 8:21 min
Klar ist: Sein Team soll nicht wie in den EM-Qualifikationsspielen gegen Polen (4:1, 3:1) jeweils wieder in Rückstand geraten. Sein Ensemble müsse gerade bei "schnellen Gegenstößen höllisch aufpassen", mahnt Wück.

Wir müssen Ewa Pajor in den Griff bekommen.

Christian Wück, Bundestrainer

Er könne nicht sagen, was "die nervliche Anspannung" mit seinen Spielerinnen mache, die noch nie ein Turnier gespielt haben, merkt Wück an. Es ist das einzige Statement bei der Pressekonferenz vom Donnerstag, in dem kleine Zweifel mitschwingen. Ansonsten lebt der Chefcoach Überzeugung vor.

Auch der DFB sehnt sich nach einem Erfolgserlebnis

Der DFB sehnt sich nach Olympia-Bronze von Paris nach dem nächsten Erfolgserlebnis, damit mehr Mädchen in die Vereine strömen. Die Nachwuchsteams haben empfindliche Rückschläge erlitten, was über eine größere Breite aufgefangen werden soll.
Daher wäre gerade in diesem Sommer wichtig, ein Ausrufezeichen zu setzen. Unter allen Umständen ist zu vermeiden, vor den nächsten EM-Partien gegen Dänemark in Basel (8. Juli, 18 Uhr/ARD) und Schweden in Zürich (12. Juli, 21 Uhr/live ZDF) unter Druck zu geraten.
Für einen Gipfelsturm, auf den sich Giulia Gwinn und Co. öffentlich zuerst in Herzogenaurach, dann in Zürich verständigt haben, sollte die allererste Etappe nicht zur Stolperfalle werden.

  • Zürich (Stadion Letzigrund: 26.104 Plätze) 
  • Bern (Stadion Wankdorf: 38.512 Plätze) 
  • Basel (St.-Jakob-Park: 31.783 Plätze) 
  • Genf (Stade de Genève: 30.084 Plätze) 
  • St. Gallen (Arena St. Gallen: 19.694 Plätze) 
  • Luzern (Allmend Stadion Luzern: 16.800 Plätze) 
  • Thun (Arena Thun: 10.398 Plätze) 
  • Sion (Stade de Tourbillon: 16.268 Plätze)

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