Lipowitz über Tour de France: Ein Traum "hat sich erfüllt"
Interview
Tour-Dritter trägt Weißes Trikot:Lipowitz: "Ein Traum hat sich erfüllt"
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Florian Lipowitz ist momentan Dritter der Tour. Der 24-Jährige spricht über seine Chancen bei der Frankreich-Rundfahrt, das Weiße Trikot und die Rolle von Primoz Roglic.
Vor der letzten Woche der Tour de France ist Florian Lipowitz Gesamtdritter und in Schlagdistanz zu den ganz Großen. Nur einer scheint unschlagbar.21.07.2025 | 0:52 min
ZDFheute: Herr Lipowitz, am Sonntag sind Sie zu Beginn der 15. Etappe in eine Massenkarambolage verwickelt gewesen. Wie hat diese sich auf Sie ausgewirkt?
Florian Lipowitz: Es gab eine enge Stelle auf einer Straße. Vor mir ist jemand gestürzt, daraufhin haben alle dahinter befindlichen Fahrer gebremst. Ich stand eigentlich schon fast still, aber dann gab es einen Ruck von hinten, ein paar Fahrer sind in mich reingefahren. Aber das war harmlos, ich bin zwar kurz auf den Asphalt, aber mehr, um mich abzustützen. Das war nichts Schlimmes.
Bei der Tour de France zeigt sich der Deutsche Florian Lipowitz trotz Sturz weiter in guter Form. Den Tagessieg auf der 15. Etappe errang der Belgier Tim Wellens. 21.07.2025 | 1:05 min
ZDFheute: Sie sind nach zwei von drei Tour-Wochen Dritter der Gesamtwertung, Sie tragen zudem das Weiße Trikot des besten Jungprofis. Haben Sie sich mit Ihren Leistungen vor allem in den Pyrenäen selbst überrascht?
Lipowitz: Auf jeden Fall. Vor dem Start der Tour habe ich keinen Gedanken daran verschwendet, mich weit vorne in der Gesamtwertung platzieren zu können. Ich wusste nach der Dauphiné-Rundfahrt, die ich Mitte Juni auf Rang drei abgeschlossen habe, dass ich in guter Form bin.
Ich ahnte, dass ich auch bei der Tour gut sein könnte, wenn ich hier dieselben Beine haben würde wie bei der Dauphiné.
Dass ich so gut sein würde, überrascht mich selbst.
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Florian Lipowitz über sein bisheriges Abschneiden bei der Tour
Florian Lipowitz ist 24 Jahre alt und fährt für das deutsche Team Red Bull-Bora-Hansgrohe. Seine größten Erfolge feierte er als Siebter bei der Vuelta 2024 und in diesem Jahr als Dritter bei der Dauphiné-Rundfahrt.
Als Schüler war der im baden-württembergischen Laichingen geborene Lipowitz Mitglied im deutschen Biathlon-Nationalkader.
ZDFheute: Was bedeutet Ihnen das Weiße Trikot?
Lipowitz: Damit hat sich für mich ein Traum bei der Tour erfüllt. Vor der Etappe am Sonntag war ich schon nervöser und aufgeregter als zuvor. Ich bekomme das Trikot ja nach jeder Etappe auf dem Podium aufs Neue verliehen. Diese Zeremonie zu erleben, ist was sehr Schönes.
ZDFheute: Der Radsport hat eine dunkle Doping-Vergangenheit, Fahrer mit großen Leistungssprüngen werden weiterhin skeptisch betrachtet. Können Sie das verstehen?
Lipowitz: Ich kann nur für mich sprechen: Ich mache alles regelkonform, und ich bin sauber. Ich bin Teil eines Sports, der enorm stark kontrolliert wird. In den beiden Wochen vor der Tour hatte ich vier oder fünf Kontrollen, auch hier bei der Tour werde ich regelmäßig kontrolliert.
Wenn die Tour de France vorbeizieht, feiern kleine Gemeinden ganz groß: Fans, Plakate und kreative Aktionen machen das Radsport-Event zum Volksfest vor Ort.18.07.2025 | 2:07 min
Wir unterliegen dem Adams-Meldesystem, bei dem wir genau angeben müssen, wo wir uns wann aufhalten, damit Kontrolleure uns auffinden können. Am liebsten wäre es mir, wenn ich einen GPS-Tracker hätte.
ZDFheute:Tadej Pogacar, der Vorjahressieger und aktuelle Mann im Gelben Trikot, hat Sie zuletzt sehr gelobt: Sie seien ein herausragender Fahrer und würden von Tag zu Tag besser. Wie nehmen Sie so etwas auf?
Lipowitz: Es freut mich sehr, ein solches Kompliment von dem derzeit besten Fahrer der Welt zu erhalten. Ich bin selbst ein kleiner Fan von ihm, wenn er sich dann so schön über mich äußert, ist das natürlich richtig cool.
ZDFheute: Sie haben nun zwei von drei Rennwochen bei der Tour überstanden. Wie ist Ihr körperlicher Zustand vor den nun noch folgenden fünf Renntagen?
Lipowitz: Am Sonntag habe ich einen Tag erlebt, an dessen Ende ich froh war, im Ziel zu sein. Da hatte ich nicht die besten Beine. Der Ruhetag am Montag kam deshalb zur richtigen Zeit.
Auf der ersten echten Bergetappe der Tour de France 2025 hat der Deutsche Florian Lipowitz als Dritter begeistert. Es gewann Weltmeister Tadej Pogacar vor Jonas Vingegaard.17.07.2025 | 0:39 min
ZDFheute: Am Dienstag gibt es eine Bergankunft auf dem Mont Ventoux, am Donnerstag und Freitag zwei Alpenetappen mit insgesamt 10.000 Höhenmetern. Was trauen Sie sich angesichts dessen zu?
Lipowitz: Ich habe einige Etappen im Roadbook schon mal überflogen. Ich habe sie mir aber noch nicht im Detail angeschaut.
Manchmal ist es gut, wenn du nicht so genau weißt, was genau dich in den Anstiegen erwartet.
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Florian Lipowitz
ZDFheute: Vor der Tour und auch noch am ersten Ruhetag haben Sie erklärt, dass Ihr Teamkollege Primoz Roglic die Nummer eins des Teams sei und dass Sie sich als sein Edelhelfer verstehen. Hat sich dieses Verhältnis nun umgekehrt?
Lipowitz: Wir verstehen uns richtig gut. Ich bin deshalb sehr froh, dass er mich mein Rennen fahren lässt. In der letzten Tour-Woche kämpfen wir beide darum, unser Teamziel zu erreichen, das ist ein Platz auf dem Podium in Paris. Darum geht es mir auch. Ob dann Primoz auf dem Podium steht oder ich, das ist mir egal.
Das Interview führte Stephan Klemm.
Quelle: Reuters
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