Italien: Der Strandbesuch wird immer teurer, Anwohner sind empört

Kritik der Einheimischen:Italien: Der Strandbesuch wird immer teurer

|

Wer sich am italienischen Strand in die Sonne legen will, muss immer tiefer in die Tasche greifen. Die Anwohner sind empört, doch von der Regierung ist keine Hilfe zu erwarten.

Italien, Rimini: Überwiegend leere Sonnenliegen stehen am Strand des Badeortes.
In Italien bleiben immer mehr Stranliegen leer. Die Kosten sind für immer mehr Einheimische einfach zu hoch.
Quelle: dpa

Billig ist es schon lange nicht mehr, sich in einem von Italiens vielen Strandbädern einen Platz an der Sonne zu mieten. Aber so teuer wie in diesem Sommer war es noch nie. Immer mehr der mehr als 7.000 Bäder in Privatbesitz haben die Tarife erneut angehoben.
Für einen Platz an der Sonne werden somit oft Mondpreise verlangt. Bislang haben die meisten Italiener den alljährlichen Preissprung mitgemacht. Jetzt allerdings bleiben viele Liegen leer.
Landschaftspanorama: Oben an der Küste der Insel Asinara entlang verläuft eine Straße, auf der sich zwei Fahrradfahrer befinden. Dahinter erstreckt sich das tiefblaue Meer unter einem blauen Himmel bis zum Horizont.
Asinara, eine kleine Insel neben Sizilien, wurde erst spät für den Tourismus interessant. So lässt sich hier ein Natur-Paradies genießen: Nachhaltig und bewusst.25.07.2025 | 1:59 min

Verband: Starker Rückgang der Gäste

Der Tourismusverband Assobalneari Italia spricht für die bisherige Saison von einem Rückgang der Gästezahlen um bis zu 30 Prozent. Nur an Sonntagen sei es noch voll. Die Branche hofft, dass sich das bis Mitte August ändert. Das Wetter dürfte mitspielen, allerdings gibt es berechtigte Zweifel, ob das reichen wird.
Mit ihren stabilimenti balneari - so heißen die privaten Strandbäder - verbindet die Italiener eine Art Hassliebe. Eigentlich gehören die mehr als 7.500 Kilometer Küste dem Staat - also allen. Jedoch ist mehr als die Hälfte der Strände an Privatleute verpachtet, oft schon seit Jahrzehnten, oft unter der Hand und oft auch zu Spottpreisen. Manche nennen das Vetternwirtschaft, andere mafiöse Strukturen. Viele Pächterfamilien sind schwerreich geworden.
Anja Heyde und Maurice Ressel
Für viele ist das Urlaub: Ein Strand und ganz viel Sonne. Viele denken dabei an Italien oder Spanien, aber die Gadgets funktionieren auch in Brandenburg. 11.07.2025 | 3:06 min

Strandliege und Sonnenschirm sind Kulturgut

Andererseits hat man sich längst daran gewöhnt, dass man hier für den Strand im Unterschied zu den meisten anderen europäischen Ländern bezahlen muss. Die Strandliege (Italienisch: lettino) und der Sonnenschirm (ombrellone) gehören zu den nationalen Kulturgütern. Auf Urlauber aus dem Ausland, die sich nur mit einem Handtuch auf Körner oder Steine fallen lassen, blickt man von oben herab - wenn auch nur aus 20 Zentimetern Höhe.
Im landesweiten Durchschnitt lag die Tagesmiete für zwei Liegen und Sonnenschirm vergangenes Jahr nach Angaben der nationalen Beobachtungsstelle für das Badewesen bei etwas mehr als 30 Euro. In diesem Jahr dürfte es kräftig in die Höhe gehen.

Kein Urlaub am heimischen Strand
:Viele Spanier müssen auf Strandurlaub verzichten

Laut einer Analyse ist der einheimische Tourismus an den beliebtesten spanischen Stränden stark zurückgegangen. Viele Spanier können sich den Urlaub dort nicht mehr leisten.
Menschen am Strand von Portals Nous.

Hundert Euro pro Familie keine Seltenheit

Unter hundert Euro kommt eine Familie kaum noch weg. Viele können sich das nur noch selten leisten.
Preis-Diskussionen gibt es eigentlich jeden Sommer. In diesem Jahr jedoch hat sich daraus eine größere Welle der Empörung entwickelt. Einer von Italiens beliebtesten Schauspielern, Alessandro Gassmann, brachte den Unmut mit einem Appell an die Strandbad-Besitzer auf den Punkt:

Liebe Freunde, ich habe gelesen, dass die Saison nicht gut läuft. Vielleicht habt ihr mit den Preisen ein bisschen übertrieben. Senkt sie, und vielleicht wird es dann besser.

Alessandro Gassmann, Schauspieler

Zwei Frauen sitzen an einem Tisch mit Getränken
Das Planen einer Urlaubsreise kann aufwendig sein. Künstliche Intelligenz kann bei der Planung helfen. Doch wo kann die KI einem Arbeit abnehmen und vielleicht sogar Einsparpotenzial finden?01.08.2025 | 3:53 min

Tourismusministerin nennt Berichte "alarmistisch"

Mit Ausnahme einzelner Rabatt-Aktionen zeigte der Appell bislang kaum Wirkung. Verbandspräsident Fabrizio Licordari entgegnet: "Es gibt Strandbäder für jedes Budget." Als Ursache für den Rückgang macht er die Inflation aus.

Die gestiegenen Lebenshaltungskosten haben die Kaufkraft stark verringert. Selbst mit zwei Einkommen reicht das Budget in vielen Fällen nicht mehr aus.

Fabrizio Licordari, Toursimusverband

Von der Regierung in Rom unter Ministerpräsidentin Giorgia Meloni haben die Badegäste keine schnelle Hilfe zu erwarten. Tourismusministerin Daniela Santanché will von einer Krise nichts wissen. Solche Berichte seien "alarmistisch" und "irreführend".
Die Strandbad-Besitzer hingegen konnten sich auf Rom bislang verlassen: Vergangene Regierungen halfen mit, dass sich die Pächterfamilien seit 2006 um die Umsetzung einer EU-Richtlinie für neue Ausschreibungen herummogeln können.
Urlauben wo Waldbrände herrschen
Nun sind auch Bayern und Baden-Württemberg in die Sommerferien gestartet, und die Menschen können in den Urlaub fahren. Doch in vielen Urlaubsregionen, wie in Südeuropa, herrschen starke Brände.31.07.2025 | 3:05 min

Billiger im Süden - kostenlos im Sand

Und was heißt das für Urlauber? Einstweilen kann man empfehlen, den Urlaub tief in den Süden zu verlegen: Auf Sizilien, in Porto Empedocle, kosten Schirm und zwei Liegen nach einem landesweiten Vergleich nur 20 Euro pro Tag.
Oder einfach: Handtuch und Sonnenschirm mitbringen und dann hinunter in den Sand. Das ist gratis.
Quelle: Christoph Sator, dpa

Mehr zum Thema Urlaub