Ukraine und Russland in Istanbul: Bei Gefangenenaustausch einig

Friedensgespräche in Istanbul:Neuer Gefangenenaustausch: Kiew und Moskau einig

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Ein Treffen zwischen ukrainischen und russischen Vertretern in Istanbul ist ohne Einigung auf eine Waffenruhe zu Ende gegangen. Vereinbart wurde der Austausch von Kriegsgefangenen.

Der Sprecher des ukrainischen Außenministeriums, Heorhij Tychy, spricht zu den Journalisten während einer Pressekonferenz im Ciragan-Palast im Anschluss an die Friedensverhandlungen zwischen der Ukraine und Russland.
Nach den Drohnenangriffen der Ukraine gegen die russische Bomberflotte fand eine zweite Verhandlungsrunde beider Länder in Istanbul statt. Sie brachte keine Waffenruhe.02.06.2025 | 2:30 min
Eine zweite Runde von Friedensgesprächen zwischen der Ukraine und Russland ist nach kaum einer Stunde zu Ende gegangen. Delegationen beider Seiten waren im Istanbuler Ciragan-Palast unter türkischer Führung zusammengekommen, wie auf Fernsehbildern zu sehen war.
Nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministers und Delegationsleiters Rustem Umerow vereinbarten beide Seiten einen weiteren Austausch von Kriegsgefangenen mit Fokus auf Schwerverletzte und junge Menschen. Eine Waffenruhe sei dagegen nicht erreicht worden.

Erdogan hofft auf Treffen von Selenskyj und Putin

Die entscheidenden Fragen für eine Friedenslösung könnten nur auf Ebene der Staatschefs geklärt werden, sagte Umerow und schlug bis Ende Juni ein Treffen der Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und Wladimir Putin vor.
SGS Gaa Slomka
Russland habe seine Agenda erst heute zu den Gesprächen mitgebracht. Die Ukraine habe ihre vor Tagen übermittelt, so Korrespondentin Phoebe Gaa in Istanbul. Russland habe "keine Eile".02.06.2025 | 2:01 min
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan äußerte nach dem Treffen die Hoffnung, dass es schon bald zu einer direkten Begegnung Putins und Selenskyjs in der Türkei kommen werde. Daran könne auch US-Präsident Donald Trump teilnehmen, so Erdogan.

Gefangenenaustausch: Moskau stellt Feuerpause in Aussicht

Im Zuge des Gefangenenaustauschs sollen nach Angaben des Moskauer Verhandlungsführers Wladimir Medinski mindestens 1.000 Menschen auf beiden Seiten freigelassen werden. Zudem sollen 6.000 Leichen ausgetauscht werden. Dafür solle es eine kurze Feuerpause von zwei, drei Tagen an verschiedenen Frontabschnitten geben, damit beide Seiten ihre Toten bergen könnten.
Selenskyjs Stabschef, AndrijJermak, teilte außerdem mit, die ukrainische Delegation habe Russland während der Gespräche eine Liste deportierter Kinder übergeben, um sie wieder in ihre Heimat bringen zu lassen. Ukrainischen Angaben zufolge wurden Hunderte Kinder gewaltsam von russischen Streitkräften aus ukrainischem Gebiet verschleppt.
Moskau hatte erklärt, die Kinder seien zum Schutz vor den Kämpfen umgesiedelt worden. Medinski teilte nun mit, die Fälle würden geprüft. Kinder und ihre Eltern sollten zusammengeführt werden.
Ukrainische Kinder
Seit Beginn des Angriffs auf die Ukraine hat Russland viele tausende ukrainische Kinder verschleppt. Unsere Korrespondentin Anne Brühl hat einen Jungen getroffen, dem die Flucht gelungen ist.22.01.2024 | 2:02 min

Russland weicht bisher nicht von Maximalforderungen ab

Die russischen Vertreter übergaben der Ukraine bei dem Gespräch ein detailliertes Memorandum mit den Bedingungen Moskaus für einen vollständigen Waffenstillstand, wie Delegationsleiter Medinski mitteilte.
Russlands UN-Botschafter Wassili Nebensja hatte im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen zuvor zwei Bedingungen für eine Waffenruhe genannt:

Für die Dauer der Waffenruhe ist es zumindest erforderlich, dass die westlichen Länder die Waffenlieferungen an das Kiewer Regime einstellen und die Ukraine ihre Mobilmachung beendet.

Wassili Nebensja, russischer UN-Botschafter

Felix Klauser
Nach den jüngsten Luftschlägen Delegationen haben Russland und Ukraine in der Türkei die zweite Runde direkter Friedensgespräche aufgenommen. Aus Moskau berichtet Felix Klauser. 02.06.2025 | 1:30 min
Für ein dauerhaftes Ende des Konflikts bleibt Russland bislang außerdem bei seinen Maximalforderungen. Dazu gehören neben einem ukrainischen Verzicht auf einen Nato-Beitritt und eine weitgehende Abrüstung des Landes auch die Anerkennung der russischen Annexion der Schwarzmeer-Halbinsel Krim sowie der ukrainischen Regionen Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson.

Ukraine schließt Gebietsabtretungen aus

Selenskyj lehnt einen Rückzug ukrainischer Truppen allerdings ab und hat Gebietsabtretungen an Russland mehrfach ausgeschlossen. Die Ukraine fordert auf der Grundlage eines US-Vorschlags eine international überwachte bedingungslose 30-tägige Waffenruhe als Einstieg in Verhandlungen über einen dauerhaften Frieden. Für eine solche Vereinbarung stellt sich auch Präsident Selenskyj ein Treffen auf höchster Ebene vor.
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Quelle: Reuters, dpa

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