Berichte: US-Angriff hat Irans Atomprogramm nur verlangsamt
Medienberichte zu US-Angriffen:Irans Atomanlagen nicht zerstört? Trump widerspricht
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Ein Geheimdienstbericht bezweifelt, dass die iranischen Atomanlagen durch die US-Angriffe zerstört wurden. Das Programm sei nur um Monate zurückgeworfen. Trump widerspricht.
"Wenn man wirklich Frieden will", brauche es "noch eine Menge Arbeit", "um den Iran dazu zu bekommen, dass er tatsächlich den Atomprogrammen abschwört", so ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen in Washington.25.06.2025 | 3:20 min
Ein vertraulicher vorläufiger US-Geheimdienstbericht hat Zweifel an der Wirksamkeit der US-Angriffe auf das iranische Atomprogramm aufkommen lassen. Die Zeitung "New York Times" und der Sender CNN berichteten am Dienstag unter Berufung auf Geheimdienstkreise, dass die Angriffe das iranische Atomprogramm nur um einige Monate zurückgeworfen, nicht jedoch zerstört hätten. Beide Medien beriefen sich auf mit dem Bericht des militärischen Geheimdienstes (DIA) vertraute Beamte.
US-Präsident Donald Trump wies die Berichte zurück und kritisierte dabei den Sender CNN und die "New York Times". "Die Nuklearanlagen im Iran sind vollständig zerstört!", erklärte er auf seiner Onlineplattform Truth Social.
Später sagte er am Rande des Nato-Gipfels in Den Haag: "Ich glaube, es war eine totale Auslöschung", so der US-Präsident. "Ich glaube, sie hatten keine Chance, etwas herauszuholen, weil wir schnell gehandelt haben." Trump fasste zusammen: "Das war eine perfekte Operation."
Laut eines Berichts des US-Geheimdienstes "DIA" habe der Bomben-Angriff der USA das iranische Atomprogramm lediglich um einige Monate zurückgeworfen, nicht aber gänzlich zerstört. 25.06.2025 | 1:20 min
US-Regierung sprach von Zerstörung des iranischen Atomprogramms
Trump hatte nach den US-Angriffen davon gesprochen, dass die Atomanlagen in Isfahan, Natans und Fordo zerstört worden seien. Die Rede war von einem Todesstoß für das iranische Atomprogramm.
Die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, kritisierte die Veröffentlichung des als "streng geheim" eingestuften Gutachtens. Die Einschätzung sei falsch, schrieb sie auf der Plattform X. Nach einem Angriff, wie ihn die USA durchgeführt hätten, gebe es "totale Vernichtung", das wisse doch jeder.
CNN: Atomprogramm höchstens ein paar Monate verlangsamt
Dem Geheimdienstbericht zufolge sollen etwa an der tief in den Berg gebauten Anlage in Fordo nur die Eingänge zerstört worden sein, die unterirdischen Gebäude an sich aber nicht. Der fünfseitige Bericht geht zudem davon aus, dass der Iran seinen Bestand an angereichertem Uran bereits vor den Angriffen an andere Orte verlegt hatte, wie die "New York Times" weiter berichtete.
CNN zufolge soll der Angriff das iranische Atomprogramm "höchstens um ein paar Monate" zurückgeworfen haben. Die Zeitung sprach von weniger als sechs Monaten. Israels Armee indes geht nach eigenen Angaben davon aus, dass das iranische Atomprogramm um Jahre zurückgeworfen wurde. Es sei zwar noch zu früh, um die Auswirkungen zu beurteilen, sagte Militärsprecher Effie Defrin. Nach derzeitiger Einschätzung sei das Atomprogramm aber erheblich beschädigt.
"Es zeigt im Grunde genommen, dass wenn man wirklich Frieden will, also mehr als nur eine Waffenruhe, muss man noch eine Menge Arbeit reinstecken, um den Iran dazu zu bekommen, dass er tatsächlich dem Atomprogramm abschwört", sagt ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen.
Und das ist eben nicht Donald Trumps Sache. Er hofft, dass er einfach postuliert, dass die anderen dann Frieden schließen und einen Friedensdeal dann miteinander machen.
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Elmar Theveßen, ZDF-Studioleiter Washington
"Es gibt Satellitenaufnahmen, die zeigen, dass vor den Einschlägen […] Material abtransportiert worden sei", so ZDF-Korrespondent Jörg Brase in Istanbul zu den Behauptungen, Irans Atomprogramm sei nicht komplett zerstört.25.06.2025 | 3:05 min
US-Militär äußerte sich zurückhaltender als die Politik
Beide Medien betonten, dass es sich um einen ersten Bericht handle und weitere Untersuchungen zu anderen Schlussfolgerungen führen könnten.
US-Generalstabschef Dan Caine hatte sich bereits am Sonntag zurückhaltender als die politische Führung geäußert. Zur Wirkung der Angriffe, bei denen auch massive bunkerbrechende Bomben zum Einsatz kamen, sagte er vor Journalisten, es gebe an den Atomanlagen "schwere Schäden und Zerstörung".
Israel hatte vor gut zehn Tagen einen Krieg gegen seinen Erzfeind Iran begonnen. Mit massiven Luftangriffen gegen Ziele im ganzen Land wollte es Irans Atomprogramm und die Entwicklung ballistischer Raketen stoppen. Seit heute gilt in dem Konflikt eine Waffenruhe.
Der Iran hat stets betont, dass sein Atomprogramm nur zivilen Zwecke diene, nicht der Entwicklung von Atomwaffen.
Wichtige Einrichtungen des iranischen Atomprogramms
Nach dem US-Angriff auf Atomanlagen in Iran hat Teheran einen Vergeltungsangriff gestartet. Arabische Länder verurteilen den Angriff. Alle Entwicklungen im Liveblog.