Iran: Experte fürchtet bei Eingreifen der USA "großen Krieg"

Interview

Krieg zwischen Israel und Iran:Experte erwartet "großen Krieg" bei US-Eingreifen

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Donald Trump lässt offen, ob die USA in den Krieg zwischen Israel und Iran eingreifen. Was ein US-Eintritt bedeuten würde und ob es andere Wege gibt, erklärt ein Iran-Experte.

Iran Experte Cornelius Adebahr zu Gast im Mittagsmagazin-Studio
Der Iran-Experte Cornelius Adebahr spricht über die Folgen eines möglichen Eingreifens der USA in den Israel-Iran-Krieg.19.06.2025 | 4:01 min
Vor einer Woche griff Israel den Iran an. Wenig später reagiert das Mullah-Regime mit Gegenangriffen auf Israel. Als entscheidend für die weitere Entwicklung im Nahen Osten gilt inzwischen, ob die USA sich auch militärisch an die Seite Israels stellen und in den Krieg eingreifen
US-Präsident Donald Trump blieb bei der Frage bisher vage. "Niemand weiß, was ich tun werde", sagte er am Mittwoch vor dem Weißen Haus. Ein US-Eingreifen in die Kämpfe im Nahen Osten könnte zu einem "großen Krieg" führen, sagt Iran-Experte Cornelius Adebahr von der deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik.
Sehen Sie das ganze Interview mit Cornelius Adebahr oben im Video und lesen Sie es hier in Auszügen.
Im ZDF Mittagsmagazin sagt er über…

…die Bedeutung eines möglichen militärischen Eingreifens der USA

Im vergangenen Jahr habe man die Auseinandersetzungen zwischen Israel und Iran gewissermaßen einhegen können, unter anderem auch mit viel Druck aus den USA, sagte Adebahr.

Das fällt weg in dem Moment, in dem die USA selber Kriegspartei werden.

Cornelius Adebahr, Iran-Experte

18.06.2025, USA, Washington: US-Präsident Donald Trump spricht zu Arbeitern, während ein Flaggenmast auf dem Südrasen des Weißen Hauses installiert wird.
Trotz wachsender Spannungen mit dem Iran hält sich US-Präsident Trump bei der Frage nach einem Kriegseintritt der USA bedeckt.18.06.2025 | 2:44 min
Sollte die USA tatsächlich militärisch in den Nahost-Konflikt eingreifen, würde sich der Krieg ausweiten, zeigte sich der Experte überzeugt. Denn dann werde sich Iran genötigt fühlen, auch gegen amerikanische Institutionen wie Militärbasen und Botschaften vorzugehen. Das erhöhe wiederum den Druck auf die Amerikaner, darauf zu antworten, so Adebahr.

Dann befinden wir uns in einem großen Krieg.

Cornelius Adebahr, Iran-Experte

SGS Reichart Hayali
Israel droht Irans geistlichem Oberhaupt Chamenei. Damit will die israelische Regierung auch ein Signal von Stärke an die Bevölkerung senden, so ZDF-Korrespondent Thomas Reichart.19.06.2025 | 2:37 min

…die Wahrscheinlichkeit eines Regime-Sturzes im Iran

Nach den Angriffen Israels sei das Mullah-Regime "tatsächlich sehr stark angeschlagen", sagt Adebahr. Dennoch bleibe die Frage, wie sehr der Sicherheitsapparat "weiterhin im Sattel" sitze.

Die Tatsache, dass die Repression bis heute angehalten hat, deutet schon an, dass dieses Regime einen sehr großen Durchhaltewillen hat.

Cornelius Adebahr, Iran-Experte

Zudem sei die Bevölkerung, die schon seit einigen Jahren gegen ihr Regime protestiert, durch die israelische Militäroffensive gerade eher besorgt um ihr eigenes Leben und das ihrer Familien.
SGS Gaa Hayali
Viele fliehen aus Sicherheitsgründen aus dem Iran. Manche kehren dorthin zurück, aus Pflichtbewusstsein, das Land nicht im Stich zu lassen, so ZDF-Korrespondentin Phoebe Gaa.19.06.2025 | 2:14 min
Sollte das Regime tatsächlich irgendwann fallen, wüsste man erstmal nicht, was als nächstes kommt. Denkbar wäre, dass die Revolutionsgarden, die im Iran die stärkste Macht - auch wirtschaftlich - bilden, an die Macht kommen. "Dann haben wir eine Militärdiktatur", sagt Adebahr.

Eine Demokratie oder ein freiheitliches System ist da noch nicht in Sicht.

Cornelius Adebahr, Iran-Experte

Israeli PM Netanyahu visits Soroka hospital following Iranian strike
Ein israelisches Krankenhaus rüstet sich für den Ernstfall: Mit Krankenbetten und Operationssälen in der Tiefgarage hoffen sie hier, vor iranischen Raketen sicher zu sein. 19.06.2025 | 2:46 min

…die Chance einer diplomatischen Lösung des Iran-Konflikts

Am Freitag treffen sich die Außenminister Deutschlands, Großbritanniens und Frankreichs mit ihrem Amtskollegen aus dem Iran. Es sei ein letzter Versuch, nochmal zu einer Einigung zu kommen, sagt Adebahr. Ein letzter Versuch, dass der Iran Zugeständnisse mache, die er bisher am Verhandlungstisch nicht machen wollte - womöglich, weil er sehe, wie bedroht das Land ist. "Das Regime steht mit dem Rücken an der Wand."

Dann hätte nämlich Israel tatsächlich keinen Grund weiter diesen Krieg zu führen, wenn hier eine Einigung ist, die das Atomprogramm neutralisiert.

Cornelius Adebahr, Iran-Experte

"Besonders groß" seien angesichts der Entwicklung und der Drohung der USA, in den Konflikt einzugreifen, die Chancen "sicher nicht", sagt der Iran-Experte.

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Quelle: ZDF

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