Israels Offensive auf Gaza-Stadt sorgt für Angst und Frust

"Nächste Phase" des Krieges:Israels Offensive sorgt für Angst und Frust

von Eynat Bollag, Tel Aviv
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Um Gaza-Stadt vollständig einzunehmen, will die israelische Regierung Tausende Reservisten einberufen. Die Soldaten sind frustriert, auch die Geiselangehörigen sind am Limit.

Protestierende in Gaza

Israels Ministerpräsident Netanjahu will Pläne zur Einnahme der Stadt Gaza genehmigen. Zugleich stellt er neue Verhandlungen über eine Waffenruhe mit der Hamas in Aussicht.

21.08.2025 | 2:11 min

"Wir sind in der nächsten Phase des Krieges", verkündete der israelische Armeesprecher Effie Defrin am Mittwochabend. Die ersten Schritte zur geplanten Einnahme von Gaza-Stadt seien eingeleitet worden, wobei Vororte bereits durch israelische Truppen besetzt sind.

Es gehe um "erste Maßnahmen", wie die Einberufung von 60.000 Reservisten Anfang September. Der Einsatz von 20.000 weiteren soll verlängert werden. So will Israel das erklärte Ziel erreichen: Die letzten Terrorstützpunkte der radikal-islamistischen Hamas in der dicht besiedelten Stadt Gaza sollen zerstört werden.

Angehörige bangen um Leben der Geiseln

Dabei sind die Soldaten erschöpft und frustriert. Viele werfen der Regierung vor, den Krieg aus politischen Gründen in die Länge zu ziehen.

Fallschirme werfen Hilfsgüter über Nuseirat im zentralen Gazastreifen ab.

Die israelische Armee plant die Stadt Gaza einzunehmen. Zuvor will sie noch 50.000 Reservisten mobilisieren, die Einberufungsbescheide sollen in den kommenden Tagen verschickt werden.

20.08.2025 | 0:22 min

Neben ehemaligen Geheimdienst- und Militärchefs lehnen auch die Angehörigen der Geiselfamilien die Ausweitung der Offensive ab. Sie befürchten, dass das Leben ihrer Liebsten dann noch mehr in Gefahr ist als bisher.

Proteste im ganzen Land

Das Forum der Familien von Geiseln und Vermissten fordert ein Treffen mit Verteidigungsminister Israel Katz und dem Generalstabschef der Armee, Eyal Zamir. Sie verlangen vor der Ausweitung der Militäroperation Garantien für die Sicherheit ihrer Angehörigen.

Mit Protesten im ganzen Land versuchen sie, sich Gehör zu verschaffen. Am Mittwoch demonstrierten sie an der Grenze zum Gazastreifen. Am Donnerstag standen sie in Tel Aviv auf dem Geiselplatz und forderten die Regierung unter Benjamin Netanjahu dazu auf, dem vorgeschlagenen Geiselabkommen mit der Hamas zuzustimmen.

Eine Demonstration gegen das Israelische Vorgehen im Gazastreifen. Die Menschen halten Fotos von hungernden Kindern hoch. Außerdem haben sie Plakate mit der Aufschrift "Genocide" in der Hand.

Während Israels Premier Netanjahu plant, in Gaza weiter vorzurücken, demonstriert die Bewegung "Standing Together" an der Grenze zu Gaza gegen das israelische Vorgehen.

18.08.2025 | 1:28 min

"Diejenigen, die sich drei Tage lang geweigert haben, auf einen von der Regierung gebilligten Vorschlag zu reagieren, sich nicht zusammengesetzt haben, haben sich in der Praxis dafür entschieden, die Geiseln zu opfern", sagt Bar Godard, Tochter von Manny Godard, der am 7. Oktober von der Hamas getötet und entführt wurde. Dies sei ein bewusster, geplanter und organisierter Schritt.

Hamas stimmt Waffenruhe-Vorschlag zu

Die Hamas hatte am Montag nach eigenen Angaben einem Vorschlag aus Katar für eine Waffenruhe zugestimmt, im Zuge dessen auch ein Teil der Geiseln freikommen soll. Die Vermittler warten jedoch noch auf eine offizielle Antwort aus Israel.

Israelischer Panzer an der Gaza Grenze voller Staub

Nachdem die Hamas einem Waffenruhe-Vorschlag für Gaza zugestimmt hat, kommt von Israel bisher keine Antwort. In Gaza-Stadt wächst derweil die Angst vor der geplanten Großoffensive.

19.08.2025 | 2:18 min

Das letzte Statement von Ministerpräsident Netanjahu zielte jedoch in keinster Weise auf die Angelegenheit der Geiseln ab. Hingegen ließ er am Mittwoch über sein Büro verkünden, Gaza-Stadt solle schneller eingenommen werden als bisher geplant. Ob das eine Verhandlungstaktik von Netanjahu ist, um maximalen Druck auf die Hamas auszuüben, bleibt unklar.

Eynat Bollag arbeitet im ZDF-Studio Tel Aviv.

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