Journalisten in Gaza getötet: Auswärtiges Amt fordert Erklärung
Getötete Journalisten in Gaza:Auswärtiges Amt fordert Erklärung von Israel
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Nachdem Israel im Gazastreifen offenbar gezielt Journalisten getötet hat, fordert das Auswärtige Amt Transparenz. Israel müsse darlegen, warum die Tötung notwendig war.
Bei einem Luftangriff in Gaza sind laut dem Sender Al-Dschasira fünf Journalisten getötet worden. Das israelische Militär wirft einem der Getöteten vor, ein Hamas-Anführer zu sein.11.08.2025 | 0:24 min
Angesichts der jüngsten Tötung von Journalisten durch die israelische Armee im Gazastreifen fordert das Auswärtige Amt von Israel eine Erklärung. Die Tötung von Medienschaffenden sei im humanitären Völkerrecht "absolut unzulässig", sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Berlin.
"Wenn es dazu kommt, wie es eben jetzt passiert ist, dann liegt es an der Partei, die eine solche Tötung unternimmt, das klar darzulegen, transparent aufzubereiten, warum das notwendig war", sagte er weiter. Das sei bislang nicht geschehen. Wenn Israel sage, dass der Angriff einer Person gegolten habe, sei die Frage zu beantworten, warum mehrere Kollegen getötet wurden.
Zahl getöteter Journalisten laut Auswärtigem Amt "inakzeptabel"
Für die Bundesregierung sei klar, dass Journalisten geschützt werden müssten, erklärte der Sprecher des Auswärtigen Amts. Israel müsse erklären, inwieweit der Verlust dieses Schutzstatus überhaupt zu rechtfertigen sei.
Die israelischen Behörden müssten sicherstellen, dass Journalistinnen und Journalisten im Gazastreifen ihrer Arbeit "frei und sicher nachgehen" könnten.
Seit Beginn des Krieges gegen die Hamas im Oktober 2023 sind laut Auswärtigem Amt im Gazastreifen 200 Journalisten getötet worden. Eine so hohe Zahl sei "absolut inakzeptabel", bekräftigte der Sprecher.
In einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats gab es starke Kritik am israelischen Vorgehen in Gaza. Der israelische Premier Netanjahu will an seinen Plänen festhalten.11.08.2025 | 1:08 min
Al-Dschasira: Journalisten in Gaza-Stadt getötet
Am Sonntag waren nach Angaben des katarischen Senders Al-Dschasira bei einem israelischen Angriff auf Gaza-Stadt mehrere Journalisten getötet worden.
Außer dem Korrespondenten Anas al-Scharif seien drei seiner Kollegen bei einem gezielten Angriff auf ein Zelt für Journalisten in der Stadt Gaza im Norden des Gazastreifens ums Leben gekommen, teilte der Sender mit. Zuvor hatte Al-Dschasira von fünf getöteten Mitarbeitern gesprochen. Laut der Organisation Reporter ohne Grenze starben insgesamt sechs Journalisten. Der Angriff habe ein Zelt für Journalisten vor dem Haupttor des Krankenhauses getroffen.
Trotz wachsender Kritik im In- und Ausland weitet Israel den Militäreinsatz aus. Die humanitäre Lage im Gazastreifen ist schon jetzt katastrophal. 08.08.2025 | 1:03 min
Israel: Al-Scharif war Terrorist
Die israelische Armee (IDF) bestätigte den Angriff, der "dem Terroristen Anas al-Scharif" gegolten habe. Bei Telegram erklärte Israels Armee:
Vor kurzem hat die IDF in der Stadt Gaza den Terroristen Anas al-Scharif getroffen, der sich als Journalist für den Sender Al-Dschasira ausgab.
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IDF
Al-Scharif sei "ein Anführer einer Terrorzelle der Terrororganisation Hamas und verantwortlich für Raketenangriffe auf israelische Zivilisten und IDF-Truppen" gewesen.
Al-Dschasira erklärte dazu, das israelische Militär habe keine von unabhängigen internationalen Stellen verifizierten Unterlagen vorgelegt, die diese Behauptung belegen würden. Israels Armee verwies dagegen auf nachrichtendienstliche Informationen und im Gazastreifen gefundene Dokumente, die die militärische Zugehörigkeit von Anas al-Scharif zur Hamas belegten.
Israel will ganz Gaza, auch Gaza-Stadt, erobern. Alle Einwohner sollen innerhalb von zwei Monaten vertrieben werden. Doch wohin? Es gibt scharfe Kritik an Israels Kriegsplänen.09.08.2025 | 2:15 min
Kritik an Israels Vorgehen gegen Journalisten in Gaza
Das Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) äußerte sich unterdessen "entsetzt" über den Tod der Journalisten. Regionalleiterin Sara Kudah sagte:
Die Praxis Israels, Journalisten ohne glaubwürdige Beweise als Kämpfer zu bezeichnen, wirft ernsthafte Fragen auf.
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Sara Kudah, CPJ
"Journalisten sind Zivilisten und dürfen niemals zur Zielscheibe werden", fügte Kudah hinzu.
Wenn die Militärflugzeuge Hilfsgüter über Gaza abwerfen, beginnt am Boden der unmenschliche Kampf um Nahrung – und ums Überleben. Nur die Schnellsten haben eine Chance. 05.08.2025 | 2:01 min
Auch der Deutsche Journalistenverband (DJV) verurteilte den jüngsten israelischen Luftangriff auf Medienschaffende. Selbst falls Anas al-Scharif ein Terrorist gewesen sein sollte, rechtfertige das nicht den Luftangriff auf ein Journalistenzelt, sagte DJV-Bundesvorsitzender Mika Beuster.
Dass auf Grundlage von nicht überprüfbaren Vorwürfen gezielt Jagd auf Medienschaffende gemacht werde, sei nicht hinnehmbar.
Israel geht seit dem Terrorangriff der Hamas militärisch im Gazastreifen vor. Die humanitäre Lage dort spitzt sich zu. Netanjahu will den Einsatz nun ausweiten. Mehr im Blog.