Interview
Die Prioriäten der Regierung:Wie Schwarz-Rot das Land verändern will
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Die schwarz-rote Bundesregierung hat nach der ersten Sitzung ihres Koalitionsausschusses ein "Sofortprogramm" präsentiert - mit mehr als 60 Maßnahmen. Was geplant ist.
Die schwarz-rote Koalition will zügig Entlastungen beschließen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Bis zu den Sommerferien sollten erste Entscheidungen getroffen werden, sagte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) nach der ersten Sitzung des Koalitionsausschusses in Berlin. "Es geht nun Schlag auf Schlag."
So heißt es in dem vierseitigen Papier, das nach dem zweieinhalbstündigen Treffen im Kanzleramt veröffentlicht wurde:
Bis zur Mitte des Jahres soll für jeden sichtbar werden, dass es mit Deutschland vorangeht.
Bundeskanzler Friedrich Merz
Es werden mehr als 60 Maßnahmen genannt, die als "prioritär" gelten. Laut Merz sind bessere steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten auf Investitionen, Maßnahmen für weniger Bürokratie sowie Gesetze zur Umsetzung des Sondervermögens von 500 Milliarden Euro vorgesehen.
Was im Detail geplant ist:
Investieren solle einfacher, schneller und unbürokratischer werden, halten die Parteien fest. Dafür sollen "bis zum Sommer" Überarbeitungen beim Planungs-, Bau-, Umwelt-, Vergabe- und Verfahrensrecht auf den Weg kommen - von Beschaffungen für die Bundeswehr über den Ausbau Erneuerbarer Energien und Beurkundungen bei Notaren bis zu Düngeregeln in der Landwirtschaft.
Unter dieser Überschrift fassen CDU, CSU und SPD eine größere Palette an Vorhaben vom Eindämmen der Migration bis zur Digitalisierung der Verwaltung zusammen. Aufgelistet sind auch Änderungen zur besseren Bekämpfung von Schwarzarbeit, zu mehr Ermittlungsbefugnissen für die Polizei und für einen leichteren Abschuss von Wölfen zum Schutz von Weidetieren wie Schafen.
Um die Konjunktur nach zwei Schwächejahren anzukurbeln, sollen mehrere Reformen kommen. "Deshalb senken wir die Energiekosten, reduzieren Steuern für Haushalte und Unternehmen und schaffen bürokratische Hürden ab", heißt es im Papier. Aufgelistet werden unter anderem die Mehrwertsteuersenkung auf Speisen in der Gastronomie, eine steuerliche Förderung von Elektroautos, eine Flexibilisierung von Vorgaben zu Arbeitszeiten und eine Stromsteuer-Senkung.
Zur Stärkung des Zusammenhalts sollen mehrere Vorhaben dienen. In der Liste stehen etwa Anreize für mehr Tarifverträge in der Wirtschaft, die vom Kabinett angestoßene Verlängerung der Mietpreisbremse und die Einsetzung einer Kommission für eine erneute Reform des Wahlrechts zum Bundestag. Genannt ist auch der "Beginn einer großen Rentenreform" mit mehreren Bestandteilen.
Quelle: dpa
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Wirtschaftsweise rechnen mit Nullwachstum
SPD-Chef Lars Klingbeil sprach von einem Sofortprogramm. Die Regierung wolle Tempo machen. CSU-Chef Markus Söder sagte, es müsse sich etwas verbessern. Das müsse bis zum Sommer sichtbar werden.
Deutschland steckt in einer Konjunkturflaute. Nach zwei Rezessionsjahren in Folge erwarten die "Wirtschaftsweisen" für dieses Jahr nur eine Stagnation des Bruttoinlandsprodukts.
Wirtschaftsverbände beklagen seit langem Standortnachteile wie im internationalen Vergleich hohe Energiekosten und Steuern, lange Planungs- und Genehmigungsverfahren und steigende Sozialabgaben.
Informelles Gremium, dessen Zusammensetzung für Kritik sorgt
Merz sprach von einer ausgesprochen guten Atmosphäre der Beratungen. Der Koalitionsausschuss als zentrales Planungsgremium des neuen Bündnisses soll mindestens einmal im Monat zu Themen von "grundsätzlicher Bedeutung" tagen, wie es im Koalitionsvertrag heißt. Dem Ausschuss um die Parteichefs gehören zehn Männer und nur eine Frau an, was für viel Kritik gesorgt hat.
Auf den Weg gebracht hat das Bundeskabinett am Mittwochvormittag bereits die Verlängerung der Mietpreisbremse sowie Gesetzesvorhaben zur Verschärfung der Migrationspolitik.
Quelle: dpa, AFP
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