Thema
Ein Jahr nach dem 7. Oktober:Kollektives Gedenken in der Fankurve
von Ronny Blaschke
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Vor einem Jahr, am 7. Oktober 2023, überfiel die Hamas Israel. Bundesliga-Klubs spielen beim Gedenken eine wichtige Rolle. Doch ihr Engagement stößt auch auf Unverständnis.
Choreografie der Werder-Fans in Gedenken an Hersh Goldberg-Polin, eine der toten Hamas-Geiseln.
Quelle: afp
Vor ihrem Heimspiel gegen den FC Bayern (0:5) vor einigen Wochen zeigten Fans von Werder Bremen eine große Choreografie. "Shalom, Salam, Peace", war da auf roten, grünen und weißen Bannern zu lesen. "Möge dein Andenken eine Revolution sein, Bruder."
Diese Worte waren Hersh Goldberg-Polin gewidmet. Der amerikanisch-israelische Friedensaktivist gehörte zu den rund 240 Geiseln, die am 7. Oktober 2023 von der Hamas nach Gaza verschleppt wurden. Ende August dieses Jahres wurde er mit fünf anderen Geiseln in Rafah tot aufgefunden. Die Fans im Weserstadion erinnerten nun an ihren Freund. Goldberg-Polin war Fan von Hapoel Jerusalem und Werder Bremen. Er wurde 23 Jahre alt.
Wenn der große Konflikt greifbar wird
Seit dem Terrorangriff der Hamas vor einem Jahr haben Bundesligaklubs auf das Leid der Geiseln aufmerksam gemacht. Der SV Werder zeigte unter anderem Fotos von Hersh Goldberg-Polin auf der Stadionleinwand und in sozialen Medien. Fans wandten sich an Menschenrechtsorganisationen und warben für Spenden an Familien der Opfer. "Es ist erstaunlich, wie dieser große weltbewegende Konflikt im Nahen Osten im Fußball auf einmal ganz menschlich wird", sagt Arne Scholz, Mitarbeiter von Werder für Fankultur und Antidiskriminierung.
Der SV Werder konnte auch deshalb so schnell reagieren, weil seine Arbeit gegen Antisemitismus etabliert ist. Schon 2007 reiste eine Gruppe von Werder-Fans für eine Exkursion nach Israel. In den folgenden Jahren freundeten sie sich vor allem mit Anhängern von Hapoel Jerusalem an. Sie besuchten sich, organisierten Workshops gegen Rassismus, veranstalteten Fußballturniere, auch im Westjordanland.
Kooperation mit der jüdischen Gemeinde
Die Beziehungen zwischen dem deutschen und israelischen Fußball sind seit dem 7. Oktober noch einmal enger geworden. Etliche Bundesliga-Vereine haben Angehörige der Opfer der Hamas in ihre Stadien eingeladen. Eine deutsche Delegation reiste mit dem World Jewish Congress und der Deutschen Fußball-Liga nach Israel.
Borussia Dortmund zum Beispiel hat die Zusammenarbeit mit der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem und mit israelischen Gewerkschaften intensiviert. Der BVB, der sich seit Jahren gegen Antisemitismus stark macht, organisierte auch Veranstaltungen mit der Jüdischen Gemeinde in Dortmund. "Uns ist das extrem wichtig", sagt BVB-Mitarbeiter Daniel Lörcher. "Weil das sind Menschen aus unserer Stadt, die sich für etwas rechtfertigen müssen, womit sie überhaupt nichts zu tun haben."
Palästinensische Fahnen in Dortmund
In der internationalen Anhängerschaft des BVB legen einige Fans dieses Engagement jedoch als einseitige Positionierung für Israel aus. Etliche von ihnen verbreiteten in sozialen Medien die Bilder aus der Champions League am vergangenen Mittwoch. Fans von Celtic Glasgow schwenkten bei ihrem Spiel in Dortmund (1:7) palästinensische Fahnen.
Palästinensiche Fahnen und "Free Palestine" Shirts im Celtics-Block beim Champions-League-Spiel in Dortmund
Quelle: Imago
Auch das Gedenken an Hersh Goldberg-Polin in Bremen wurde in sozialen Medien aufgegriffen. Pro-palästinensische Aktivsten dämonisieren ihn als "jüdischen Feind". Und Anhänger der israelischen Regierung feierten Goldberg-Polin als Patrioten, berichtet Monty Ott, Co-Autor eines Buches über junge jüdische Politik in Deutschland: "Hersh wurde antifaschistisch sozialisiert, er war Friedensaktivist. Das passt nicht mit den Werten überein, die große Teile der israelischen Regierung tragen."
Der Fußball wird auch in den kommenden Jahren eine Plattform für das Gedenken an die Opfer vom 7. Oktober sein. In Israel wurde vor wenigen Monaten ein Fanklub von Werder Bremen gegründet. Und weitere könnten folgen.
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