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Experte zu Israels Militärplänen:"Es wird definitiv sehr viele Opfer geben"
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Israels Militär will die Hamas in der Stadt Rafah endgültig zerschlagen. Doch das würde zur Gefahr für Zivilisten und Geiseln werden, erklärt Nahost-Experte Daniel Gerlach im ZDF.
Die israelische Armee hat ihren Einsatz im Al-Shifa Krankenhaus in Gaza beendet. Ministerpräsident Netanjahu kündigte an, die verbleibenden Hamas-Bataillone in der Flüchtlingsstadt Rafah im Süden des Gazastreifens endgültig zerschlagen zu wollen.
Nahost-Experte und Chefredakteur des Fachmagazins "zenith", Daniel Gerlach, erklärt im ZDF-Morgenmagazin, was das für die Zivilbevölkerung in Gaza und die verbleibenden Geiseln bedeutet.
Sehen Sie das ganze Interview oben im Video und lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagt Daniel Gerlach ...
... zu einer israelischen Bodenoffensive in Rafah
Eine wie von Ministerpräsident Netanjahu angekündigte Bodenoffensive in der Stadt Rafah am Grenzübergang zu Ägypten würde sehr viele Tote bedeuten, so Gerlach. Es sei möglich, dass bei einer solchen Militäraktion nochmals so viele Menschen sterben würden, wie bisher in dem Konflikt.
Zwar gebe es Pläne und Szenarien, wie die Zivilbevölkerung mit den vielen Geflüchteten geschützt werden könne, aber diese seien aus den Erfahrungen der Vergangenheit nicht glaubwürdig.
Wenn es tatsächlich zum Kampf kommt und die israelische Armee dort vorgeht, dann hat es für sie keine Priorität, wie die Zivilbevölkerung wegkommt. Es geht ihr darum, die Kriegsziele zu erreichen.
Daniel Gerlach, Nahost-Experte
Der Nahost-Experte rechnet mit gezielten Einzeloperationen in der Stadt. Diese könnten allerdings "sehr, sehr blutig" werden, denn eine Evakuierung der Zivilbevölkerung sei kaum möglich.
... zu einer Vernichtung der Hamas
Gerlach rät zur Vorsicht im Umgang mit von Israel veröffentlichten Zahlen zu getöteten Hamas-Kämpfern. Die Frage, ob die Hamas überhaupt vernichtet werden könne, sei berechtigt, immerhin würden sich noch viele Geiseln in deren Gefangenschaft befinden. Der innenpolitische Druck, mehr für die Freilassung dieser Menschen zu tun, steige. Schon jetzt gebe es Massenproteste.
Die zwei selbst ausgerufenen Ziele, die Geiseln zu befreien und die Hamas zu zerschlagen, seien nicht miteinander zu vereinen. Die Hamas sei nicht zu Verhandlungen bereit, wenn Israel gleichzeitig das Versprechen mache, die Terrororganisation zu vernichten.
... zu einer möglichen Nachkriegsordnung in Gaza
Daniel Gerlach ist überzeugt: Es braucht eine multinationale, arabische Streitmacht, die die Sicherheitsverantwortung im Gazastreifen übernimmt - gemeinsam mit einer palästinensischen Zivilverwaltung. Dafür müsste Israel aber große Zugeständnisse machen und Sicherheitsgarantien geben. Sonst sei eine Kooperation unwahrscheinlich.
Wichtig: Ein solches Szenario müsste möglichst schnell umgesetzt werden, so Gerlach.
Wenn Gaza einmal ein einziger Friedhof ist, dann wird niemand mehr Interesse daran haben, dort irgendeine Verantwortung zu übernehmen.
Daniel Gerlach, Nahost-Experte
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