Hamas-Geiseln: Neue Aufnahmen sorgen in Israel für Entsetzen

Hamas veröffentlicht Aufnahmen:Geisel-Videos sorgen in Israel für Entsetzen

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Die Hamas hat erneut Videos von Geiseln veröffentlicht. In Israel lösten die Aufnahmen Bestürzung aus. Die Familie einer Geisel spricht von einer "abscheulichen Hungerkampagne".

Ein Demonstrant spricht durch ein Megafon während einer regierungskritischen Protestkundgebung, bei der Maßnahmen zur Freilassung israelischer Geiseln gefordert werden.
Auf der wöchentlichen Demo in Tel Aviv herrschte große Bestürzung über die Geiselvideos.
Quelle: AFP

Das Video einer ausgehungerten Geisel in einem Tunnel im Gazastreifen sorgt in Israel für Entsetzen: Die Familie des 24-jährigen Evjatar David, der seit fast 22 Monaten im Gazastreifen festgehalten wird, warf der radikal-islamischen Terrororganisation Hamas am Samstag vor, den jungen Mann zu Propagandazwecken auszuhungern. Die Familie erklärte:

Die Hamas benutzt unseren Sohn als lebendes Versuchsobjekt in einer abscheulichen Hungerkampagne.

Familie von Evjatar David

"Das absichtliche Aushungern unseres Sohnes als Teil einer Propagandakampagne ist eine der schrecklichsten Taten, die die Welt je gesehen hat", hieß es in der Erklärung der Familie weiter. Sie stimmte der Veröffentlichung des Videos zu. 

David am 7. Oktober 2023 von Hamas entführt

David war während des Hamas-Angriffs auf Israel am 7. Oktober 2023 zusammen mit einem Freund vom Nova-Musikfestival im Süden Israels in den Gazastreifen verschleppt worden.
Menschen nehmen an einem Protest vor der US-Botschaftsniederlassung teil und fordern das Ende des Krieges und die sofortige Freilassung der von der Hamas im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln sowie gegen die Regierung von Premierminister Benjamin Netanjahu in Tel Aviv, Samstag, 26. Juli 2025.
In Tel Aviv kommt es regelmäßig zu Demonstrationen gegen die Politik von Ministerpräsident Netanjahu. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, die Freilassung von Geiseln zu verzögern.27.07.2025 | 0:15 min
Am Donnerstag veröffentlichten die Hamas und die mit ihr verbündete militante Gruppe Islamischer Dschihad zwei Propagandavideos von israelischen Geiseln, darunter das Video von David. Am Samstag veröffentlichte die Hamas noch eine längere Version dieses Videos. Die Aufnahmen des abgemagerten und geschwächten Israelis waren mit Bildern abgemagerter Palästinenser im Gazastreifen zusammengeschnitten.

Davids Familie fordert humanitären Zugang zum Gazasteifen

Knapp 22 Monate nach Beginn des Gazakriegs, den die Hamas mit ihrem brutalen Überfall auf Israel ausgelöst hatte, ist die humanitäre Lage im Gazastreifen verheerend. Mehr als hundert Hilfsorganisationen warnten kürzlich vor einem "massenhaften Verhungern" in dem Palästinensergebiet.
Davids Familie forderte in ihrer Erklärung, dass die Hilfsgüter, die durch neue Hilfskonvois der Uno und Abwürfe aus der Luft in den Gazastreifen gelangen, auch ihren Sohn erreichen müssten.

Wir rufen die israelische Regierung, das israelische Volk, die Länder der Welt und den Präsidenten der USA auf, alles Mögliche zu tun, um Evjatar vor dem Tod zu bewahren und mit allen erforderlichen Mitteln sicherzustellen, dass er schnell Essen und medizinische Versorgung erhält.

Familie von Evjatar David

Tatort - Israel
Hamas-Terroristen entführen am 7. Oktober 2023 rund 250 Israelis nach Gaza: Freigelassene berichten vom Überleben in Gefangenschaft.22.11.2024 | 43:20 min

Hamas veröffentlicht Video von Rom Braslavski

Das zweite Geiselvideo zeigt Rom Braslavski. Der 21-Jährige aus Jerusalem, der auch die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, war ebenfalls beim Hamas-Überfall von dem Musikfestival entführt worden, wo er als Wächter arbeitete.
Die Familie Braslavskis gab nach Angaben des Forums der Geiselfamilien zunächst keine Genehmigung, das Video zu zeigen oder seinen Inhalt wiederzugeben. Nur ein Standbild wurde veröffentlicht, auf dem Braslavski weinend zu liegen scheint. Der junge Mann sieht auf der Aufnahme abgemagert und sehr blass aus. Unter welchen Umständen das Video entstand, ist unbekannt. Braslavskis Familie ließ nach der Veröffentlichung über das Forum der Geiselfamilien mitteilen:

Wir sind zutiefst erschüttert.

Familie von Rom Braslavski

"Die Menschen sprechen viel über die Ereignisse in Gaza, über den Hunger, und ich möchte alle, die über den Hunger gesprochen haben, fragen: Habt ihr unseren Rom gesehen? Er bekommt weder Essen noch Medikamente. Er wurde dort einfach vergessen", teilte die Familie mit.
Naima Abu Ful posiert für ein Foto mit ihrem 2-jährigen unterernährten Kind Yazan in ihrem Haus im Flüchtlingslager Shati in Gaza-Stadt, Mittwoch, 23. Juli 2025
Mit konkreten Forderungen war Außenminister Johann Wadephul nach Israel gereist. Deutschland fordert Israel auf humanitäre Hilfslieferungen über die Landwege nach Gaza zuzulassen.31.07.2025 | 2:38 min

Angehörige versammeln sich in Tel Aviv

In Tel Aviv, wo sich am Samstag Angehörige israelischer Geiseln hinter einer Stacheldrahtinstallation versammelten, um an das Schicksal ihrer Liebsten zu erinnern, sagte der Cousin von Rom Braslavski:

Wo ist die humanitäre Hilfe für die Geiseln seit fast zwei Jahren?

Cousin von Rom Braslavski

Familien von Israelis, die seit Oktober 2023 im Gazastreifen als Geiseln festgehalten werden, demonstrieren am 2. August 2025 auf dem „Geisel“-Platz in Tel Aviv.
Die Familien der Hamas-Geiseln versammelten sich in Tel Aviv.
Quelle: AFP

Die Aufnahmen abgemagerter Geiseln in einem Tunnel hatten viele Israelis schockiert und an die Bilder befreiter Häftlinge der deutschen Konzentrationslager im Zweiten Weltkrieg erinnert. Mit der Stacheldraht-Aktion in Tel Aviv mahnten die Angehörigen: "Nie wieder ist jetzt." Auch der US-Sondergesandte Steve Witkoff besuchte die Familien auf dem Platz.

Nahost-Konflikt
:Aktuelle Nachrichten zur Eskalation in Nahost

Israels Armee geht seit dem Terrorangriff der Hamas militärisch im Gazastreifen vor - die Verhandlungen in Katar über eine Waffenruhe wurden abgebrochen. Die Entwicklungen im Blog.
Hilftgüter werden über Gaza von der jordanischen Luftwaffe am Sonntag den 27.07.2025. abgeworfen.
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Quelle: AFP, dpa

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