Wadephul startet Initiative:Europäer verhandeln mit Iran zu Atomprogramm
|
Im Krieg zwischen Israel und Iran gibt es diplomatische Bemühnungen. Außenminister Wadephul trifft europäische und den iranischen Kollegen zum Gespräch über Teherans Atomprogramm.
Die Bundesregierung will im Nahost-Konflikt stärker diplomatisch aktiv werden. Am Freitag wird sich Außenminister Wadephul daher mit seinem iranischen Amtskollegen in Genf treffen.19.06.2025 | 0:58 min
Inmitten des Kriegs zwischen Israel und Iran startet Bundesaußenminister Johann Wadephul eine diplomatische Initiative zur Deeskalation. Gemeinsam mit seinen Kollegen aus Frankreich und Großbritannien will er den iranischen Außenminister Abbas Araghtschi am Freitag zu einem Gespräch in Genf treffen, hieß es aus Diplomatenkreisen in Berlin.
Paris, London und Brüssel mit im Boot
Mit seinem französischen Kollegen Jean-Noël Barrot, dem britischen Außenminister David Lammy sowie der EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas habe er Araghtschi zuletzt ein Verhandlungsangebot gemacht, sagte Wadephul bei einem Treffen mit dem jordanischen Chefdiplomaten Aiman al-Safadi in Berlin. Man sei weiterhin bereit, über eine Lösung zu verhandeln. Dazu müsse sich der Iran aber dringend bewegen und "vertrauensbildende und nachprüfbare Maßnahmen ergreifen, etwa indem die Führung in Teheran glaubhaft macht, dass sie keine Atomwaffen anstrebt". Wadephuls Botschaft:
Es ist nie zu spät, an den Verhandlungstisch zu kommen, wenn man in ehrlicher Absicht kommt.
„
Bundesaußenminister Johann Wadephul
In der Nacht haben sich Israel und Iran weiter angegriffen. In Iran soll ein Schwerwasserreaktor angegriffen worden sein. In Israel wurde ein Krankenhaus getroffen.19.06.2025 | 1:37 min
Trump lässt offen, was er tun wird
Der Vorstoß sei mit den USA abgestimmt, hieß es in den Kreisen. Fast zeitgleich erklärte US-Präsident Donald Trump in Washington, er habe die Tür für Verhandlungen mit Iran noch nicht geschlossen. Es könne immer noch ein Abkommen über das Atomprogramm der Islamischen Republik geben.
Iran wolle ein Treffen, sagte er und ergänzte: "Könnte sein, dass ich das mache." Aber auch einen Angriff der USA auf Iran schloss er nicht aus. Er kündigte an, er werde das weitere Vorgehen im Laufe des Tages im "Situation Room" beraten.
Am vergangenen Freitag hatte Israel einen Großangriff auf den Erzfeind Iran begonnen. Seither attackieren die israelischen Streitkräfte immer wieder Ziele in der Islamischen Republik an, während die iranischen Streitkräfte ihrerseits Raketen auf die Atommacht Israel abfeuern.
Über die derzeitige Lage in Iran und die Befürchtungen, dass auch die USA den Iran attackieren könnten, berichtet Korrespondentin Phoebe Gaa in Istanbul.18.06.2025 | 1:23 min
Nach israelischer Darstellung ist das wichtigste Ziel des Krieges, Iran an der Entwicklung von Atomwaffen zu hindern. Die iranische Führung hingegen dementiert seit Jahren, den Bau von Kernwaffen anzustreben - und pocht auf das Recht, Atomkraft für friedliche Zwecke zu nutzen.
Mit seinem Vorstoß will Wadephul die sogenannten E3-Staaten Deutschland, Frankreich und Großbritannien - die seit Jahren versuchen, mit Teheran über dessen Atomprogramm zu verhandeln - und Iran wieder an einen Tisch bringen. Die Unterhändler waren bei der zentralen Frage der Urananreicherung nicht weitergekommen.
Iran sei nur wenige Schritte von der Atombombe entfernt gewesen, sagt Professor Georg Steinhauser, Nuklearexperte von der TU Wien.19.06.2025 | 2:39 min
Iran hatte zuletzt mit der weiteren Anreicherung des radioaktiven Schwermetalls auf einen höheren Reinheitsgrad die Befürchtung genährt, er werde möglicherweise schon bald genügend kernwaffenfähiges Material für eine vernichtende Bombe haben. Zwar zeigte sich die Führung in Teheran bereit, das Programm wie im Wiener Atomabkommen von 2015 vereinbart wieder einzuschränken. Die Fähigkeit zur Anreicherung wollte sie jedoch nicht aufgeben.
"Drecksarbeit": Kritik an Merz' Äußerung
Beim G7-Gipfel in Kanada betonten auch die führenden Industrieländer in einer gemeinsamen Erklärung, dass Iran nicht in den Besitz von Atomwaffen kommen dürfe. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sagte im ZDF zu den israelischen Angriffen auf Atomanlagen und iranisches Führungspersonal: "Das ist die Drecksarbeit, die Israel macht für uns alle." Für die Wortwahl und die von ihm geäußerte Unterstützung der Angriffe wurde er daraufhin kritisiert.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) bezeichnet das Vorgehen Israels gegen den Iran im ZDF als "Drecksarbeit für uns alle". Sehen Sie hier seine Aussage im Video.17.06.2025 | 0:52 min
Kanzleramtschef Thorsten Frei verteidigte Merz. "Das, was der Bundeskanzler ausgedrückt hat mit seinen Worten war, dass es auch in unser aller Interesse nicht sein kann, dass ein Terrorregime wie das iranische Mullah-Regime in Besitz der Atomwaffe ist", sagte der CDU-Politiker.
Es gehe aber nicht nur um die Atomwaffen. "Auch die Raketentechnologie im Iran ist so, dass Mittelstreckenraketen eben sehr weitreichende Ziele auch in Europa erreichen können. Und deshalb können wir nicht so tun, als ginge uns das alles nichts an."
Deutsche Rüstungsexporte für vier Millionen Euro nach Israel genehmigt
Wie vielschichtig und kompliziert die Beziehungen zu Israel auch für Deutschland sind, zeigen aktuelle Zahlen. So genehmigte die neue Bundesregierung von Union und SPD in den ersten fünf Wochen ihrer Amtszeit Rüstungsexporte für knapp vier Millionen Euro an Israel.
Das teilte das Wirtschaftsministerium auf eine Anfrage der Linken-Bundestagsabgeordneten Desiree Becker mit, die der dpa vorliegt. Danach wurden deutschen Herstellern zwischen dem 7. Mai und dem 10. Juni 2025 Rüstungslieferungen für 3,986 Millionen Euro in das Land erlaubt, das vor allem wegen seines militärischen Vorgehens im palästinensischen Gazastreifen mit vielen zivilen Opfern massiv in der Kritik steht. Kriegswaffen waren den Angaben zufolge aber nicht unter den Lieferungen.
Israel greift Iran seit Tagen an und begründet das Vorgehen mit dem iranischen Atomprogramm. Iran reagiert mit Gegenschlägen auf Israel. Alle Entwicklungen im Liveblog.